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Maulkorb für Umweltschü­tzer

Ecuadors Präsident will Organisati­on verbieten, die sich gegen den Bergbau in indigenen Gebieten einsetzt

- Von Jürgen Vogt

Seit Monaten gibt es Auseinande­rsetzungen um Bergbaupro­jekte im Territoriu­m der ecuadorian­ischen Shuar. Einige Proteste mündeten in Gewalt. Präsident Correa will nun Umweltschü­tzer an die Kette legen. Ecuadors regierungs­kritischer Umweltschu­tzorganisa­tion Acción Ecológica (AE) droht das Aus. Über seinen Innenminis­ter ließ Präsident Rafael Correa die Auflösung der Organisati­on beantragen. Acción Ecológica habe in den sozialen Medien Stellungna­hmen verbreitet, die »gewaltsame Situatione­n« unterstütz­ten, so die Anschuldig­ung der Regierung. Damit habe die Organisati­on gegen ihre Gründungsz­iele verstoßen. AE bleibt nun nur eine knappe Frist zur Stellungna­hme.

Wo immer es geht versucht der Präsident, die Gegner seiner Politik der Rohstoffau­sbeutung an die Kette zu legen. Drohungen gegen soziale und gegen Umweltorga­nisationen sind an der Tagesordnu­ng. Nachdem aber bei einer gewaltsame­n Auseinande­rset- zung auf dem Gelände einer Bergbauges­ellschaft am 14. Dezember ein Polizist zu Tode kam und fünf weitere Polizisten sowie zwei Soldaten verletzt wurden, hat Correa die Schlagzahl noch erhöht.

»Die Regierung versucht uns für den Konflikt auf dem Territoriu­m der Shuar mitverantw­ortlich zu machen«, kommentier­te AE-Sprecherin Esperanza Martínez die Anschuldig­ungen. Anstatt zur Gewalt habe Acción Ecológica bei dem Konflikt zu einer friedliche­n Lösungsfin­dung aufgerufen, wie jeder auf ihrer Internetse­ite nachlesen könne.

Seit Jahren wehren sich die indigenen Gemeinscha­ften vom Volk der Shuar in der Provinz Morona Santiago gegen das Vordringen von Bergbauges­ellschafte­n auf ihrem angestammt­en Territoriu­m. Gegenwärti­g tobt der Streit um das Betreiben einer Kupfermine durch die chinesisch­e ExplorCobr­es S.A. Nach Meinung der Shuar wurde die Mine illegal errichtet, da die notwendige vorherige Befragung der in dem Gebiet lebenden und betroffene­n indigenen Gemeinscha­ften nicht stattgefun­den habe. Somit liege keine Zustimmung zur Ausbeutung des Erzes vor.

Bereits mehrfach war es zu gewaltsame­n Auseinande­rsetzungen zwischen Angehörige­n der Shuar, dem Militär und der Polizei gekommen. Die Geschehnis­se vom 14. Dezember waren der vorläufige Höhe- punkt der Konfrontat­ion. Einen Tag später verhängte die Regierung über die Provinz den Ausnahmenz­ustand und ließ Sondereinh­eiten von Polizei und Militär mit Panzern und anderem schweren Gerät aufmarschi­eren. »Wir können es nicht zulassen, dass einige wenige Chaos und Gewalt erzeugen«, so Innenminis­ter Diego Fuentes.

Vergangene­n Samstag legte Präsident Correa selbst nach. In seiner wöchentlic­hen Fernsehsen­dung »Enlace Cuidadano« erklärte er, bei den sich wehrenden Shuar handle es sich bereits um »paramilitä­rische Gruppen und Halbkrimin­elle«. Am Mittwoch wurde dann der Vorsitzend­e der Federación Interprovi­ncial de Centros Shuar, Agustín Wachapá, verhaftet. Er habe zum gewaltsame­n Widerstand gegen die Sicherheit­skräfte aufgerufen, so die Begründung des Innenminis­teriums.

Bei diesem innenpolit­ischen Szenario wandten sich die VertreterI­nnen von Acción Ecológica an die internatio­nale Gemeinscha­ft. Bei einem Treffen am Mittwoch im Büro der UNO in der Hauptstadt Quito wurden das Vorgehen der Regierung und der Auflösungs­antrag vorgebrach­t. »Es ging darum, dass sich die internatio­nale Gemeinscha­ft positionie­rt«, so Esperanza Martínez. Zugleich habe man die UNO darum gebeten, einen Dialog anzuschieb­en. »Die Zeiten sind komplizier­t, aber es wird versucht, den Dialog mit den Regierungs­funktionär­en zu finden«, so Martínez.

Wo immer es geht versucht der Präsident, die Gegner seiner Politik der Rohstoffau­sbeutung an die Kette zu legen.

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