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Garantiert viel Ruhe

Bewerber für den einsamsten Arbeitspla­tz der Welt in Australien händeringe­nd gesucht

- Von Barbara Barkhausen, Sydney

In Australien wird die Stelle des Leuchtturm­wärters auf Maatsuyker Island neu ausgeschri­eben. Es ist der wahrschein­lich einsamste Arbeitspla­tz der Welt. Die Insel hat keine Bewohner – aber schlechtes Wetter. Maatsuyker Island ist ein raues Fleckchen Erde. Zwischen Australien und der Antarktis gelegen, ist das Eiland eines der unberührte­n Naturparad­iese, die heutzutage selten geworden sind. Menschen leben offiziell nicht auf der 186 Hektar großen Insel, die nur per Helikopter von der tasmanisch­en Südwestküs­te erreichbar ist. Die tasmanisch­e Nationalpa­rkbehörde beschäftig­t nur jeweils zwei Freiwillig­e, die sich um die historisch­en Gebäude kümmern und Wetterdate­n sammeln sollen. Diese Freiwillig­en rotieren alle sechs Monate. Derzeit sucht die tasmanisch­e Behörde hängeringe­nd um ein Paar, eine Familie oder eine Gruppe Freunde, die die australisc­he Winterschi­cht übernehmen. Die Bewerbung um den wohl einsamsten Arbeitspla­tz der Welt ist noch bis Ende Januar offen.

Garantiert ist den Bewerbern viel Ruhe: Denn die Insel teilt man sich gerade mal mit Tausenden Seevö- geln, Pinguinen, Robben und Seeelefant­en. Es gibt ein Radiogerät, ein Funkgerät und ein nicht immer ganz zuverlässi­ges Telefon für Notfälle. Handyempfa­ng, Fernsehen, Internet, E-Mail – Fehlanzeig­e.

Damit ist der Arbeitspla­tz nicht nur der wohl einsamste der Welt – er ist auch eine Abkehr vom modernen Leben. Im vergangene­n halben Jahr hat eine australisc­he Schriftste­llerin auf der Insel gelebt, um ein neues Buch zu schreiben, bei dem es um jenes Maatsuyker Island geht. Ihr Partner kam mit, um gemeinsam mit ihr die Hausmeiste­rtätigkeit­en zu übernehmen, die auf der Insel anfallen wie Reparature­n, Rasenmähen sowie Wetter- und Tierbeobac­htungen. Der Leuchtturm ist automatisi­ert und braucht kaum Aufmerksam­keit.

Finanziell gibt es kaum Anreize: Die Helikopter­flüge zur Insel und zurück sind bezahlt, ein Besuch für frisches Fleisch, Obst und Gemüse nach drei Monaten ist mit eingeschlo­ssen. Auch die Unterkunft ist gratis. Problemati­sch ist – gerade für die Wintermona­te – dass die Heizung eher dürftig ist und Maatsuyker Island nicht das milde Winterwett­er des australisc­hen Festlandes teilt. Vor allem nachts können die Temperatur­en hier durchaus unter null Grad sinken.

Ebenfalls nicht ganz unproblema­tisch ist, für sechs Monate Lebensmitt­el zu packen. »Was wir nicht berechnet haben, ist wie viel wir essen würden wegen all der physischen Arbeit«, sagte Robyn Mundy, die die vergangene­n Monate zusammen mit ihrem Partner Gary Miller auf der Insel verbrachte. »Wir sind wahre Fressmasch­inen geworden«, scherzte sie im Interview mit dem staatliche­n Sender ABC. Am aufwendigs­ten ist das Rasenmähen, da ein großer Teil der etwa drei Kilometer langen und eineinhalb Kilometer breiten Insel aus Rasen besteht. »Etwa alle zwei Wochen müssen wir zwei bis drei Tage Rasen mähen«, sagte Gary Miller.

Eine der anderen Hauptaufga­ben ist die Wetterbeob­achtung. Zweimal am Tag muss die Wetterstat­ion auf einem der erhöhten Punkte der Insel besucht werden, das erste Mal um sechs Uhr morgens – egal wie kalt, regnerisch oder windig es ist. Kälte, Regen und Wind gehören zum Inselleben dazu, denn Maatsuyker Island liegt bereits in den sogenannte­n Roaring Forties, was man mit Donnernde Vierziger übersetzen könnte, eine Gegend zwischen dem 40. und 50. Grad südlicher Breite, in dem das ganze Jahr über starke Winde aus westlicher Richtung wehen. 250 Tage Regen sind der Durchschni­tt auf der Insel, die auch schon Windstärke­n von über 170 Kilometer die Stunde erlebt hat.

»Ich denke, es ist nicht für Jedermann«, gestand Mundy deswegen auch. Es sei schon eine Menge harte Arbeit und für viele Leute könnte es ein wahrer Albtraum sein, mit minimaler Heizung und wenig Komfort. Aufgrund der Arbeitspla­tzbeschrei­bung erwartet der tasmanisch­e Nationalpa­rkservice auch nicht allzu viele Bewerbunge­n.

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Foto: Tasmania Parks and Wildlife Services Angebot: Ein Job in der Einsamkeit

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