nd.DerTag

Obama, der Bilanzfäls­cher

- Guido Speckmann über die letzten Projekte des US-Präsidente­n

Obama und Trump treten sich gegenseiti­g gegen das Schienbein: Ersterer will Sanktionen gegen Russland und stellt nach der Arktis noch rasch zwei weitere Gebiete unter Naturschut­z. Das ärgert den künftigen US-Präsidente­n, der die Beziehunge­n zu Putin verbessern will und von Umweltschu­tz bekanntlic­h nichts hält. Und dann ist da noch die Israel-Politik. Via seinem eigenen Fake-News-Kanal, seinem Twitter-Account, holzte Trump zurück: Obama erschwere den Amtswechse­l im Weißen Haus. Zwar wurde in einem Telefonges­präch gute Miene zum bösen Spiel gemacht – doch wohl nur bis zum nächstem Tweet.

Obama will in guter Erinnerung bleiben. Doch in den letzten Tagen seiner Präsidents­chaft ist das Bilanzfäls­chung. Eine Konfrontat­ion mit Russland steht einem Friedensno­belpreistr­äger nicht gut zu Gesicht. Von der Ausweitung des Drohnenkri­eges und dem nicht erfolgten Rückzug aus Afghanista­n einmal abgesehen. In acht Jahren hat Obama nur wenig von seinen Verspreche­n halten können. Guantanamo wurde nicht geschlosse­n, ein Kapitalism­us ohne Krisen ist Zukunftsmu­sik, rassistisc­he Gewalt, soziale Ungleichhe­it – sie gibt es immer noch in enormem Ausmaß.

Obamas Versuche, umweltpoli­tisch durchaus fortschrit­tliche Pflöcke einzuschla­gen, kommen zu spät. Sie sollten nicht darüber hinwegtäus­chen, dass die Bilanz seiner Politik insgesamt mager ist. Auch wenn das, was mit Trump kommen mag, noch schlechter werden könnte.

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