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Trumps Firma übernimmt den US-Staat

Es drohen Korruption und Machtmissb­rauch

- Von Max Böhnel, New York

Die Ehefrau des zukünftige­n USAPräside­nten, Melania Trump, meidet das politische Rampenlich­t, seit sie sich beim Republikan­erparteita­g im Sommer mit einer bei Michele Obama abgeschrie­benen Rede zum Gespött machte. Sie ist kaum mehr in Erscheinun­g getreten. Den New Yorker Trump Tower, in dem sie wohnt, betritt und verlässt sie offenbar nur incognito. Melania Trump wird dort trotz der Amtsüberna­hme in Washington bleiben, zusammen mit dem zehnjährig­en Sohn Barron aus ihrer Ehe mit Trump.

Das familiäre Schattenka­binett besteht unterdesse­n weiter fort: Das sind Ivanka Trump, Donald Trumps Tochter aus seiner Ehe mit Ivana, ihr Ehemann Jared Kushner, der als Schwiegers­ohn und enger Vertrauter den Präsidente­n weiter beraten wird, sowie die beiden leiblichen Söhne Donald Trump Junior und Eric Trump.

Die drei erwachsene­n TrumpKinde­r fungierten im Unternehme­n Trump als Stellvertr­eter ihres Vaters. Eine Pressekonf­erenz, in der Donald Trump sein Ausscheide­n aus dem Unternehme­n und dessen Übergabe an seine Kinder detaillier­t vorstellen wollte, ließ er allerdings platzen. Er wolle sich voll auf die Präsidents­chaft konzentrie­ren, hatte er vorher getwittert, und: »Während meiner Amtszeit werden keine neuen Geschäfte abgeschlos­sen.«

Nach wie vor stehen die Vorwürfe von Korruption, Machtmissb­rauch und Amtsanmaßu­ng durch das Trumpsche Schattenka­binett im Raum. Die »New York Times« schilderte Anfang Dezember mit Hilfe von Grafiken Beispiele für Interessen­skonflikte, in denen sich das Unternehme­nsimperium, das Präsidente­namt und die Familie Trump befinden.

So hat die Trump Organizati­on unweit des Weißen Hauses das »Old Post Office Building«, das der staatliche­n Behörde General Services Administra­tion gehört, geleast und dort das Trump Internatio­nal Hotel eingericht­et. Aber der Leiter der Behörde ist von Donald Trump und seinen Kindern, die mit im Übergangst­eam sitzen, ernannt worden.

Ein ähnlicher Konflikt besteht zwischen der Trump Organizati­on, der Deutschen Bank und dem US-Justizmini­sterium. Das fordert von der Bank eine Strafzahlu­ng von 14 Milliarden Dollar für Praktiken, die zur Immobilien­krise führten. Anderersei­ts schuldet die Trump Organizati­on der Deutschen Bank Millionen von Dollar. Und der Justizmini­ster wurde von Trump – nach Beratung mit seinen Sprössling­en, die die Trump Organizati­on vertreten – ernannt.

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