nd.DerTag

Mit Saddam kam der Krieg

Vor zehn Jahren wurde Iraks Diktator hingericht­et

- Roland Etzel

Heute vor zehn Jahren wurde der von einer US-Invasionsa­rmee gestürzte irakische Staatschef Saddam Hussein hingericht­et. Friedliche Zeiten hatte Irak in seiner Herrschaft­speriode praktisch nie. Mehr als die Hälfte der heute lebenden Iraker kennt kein ganzes friedliche­s Jahr. Seit 1980, ein Jahr nach Saddams Machtantri­tt, befindet sich das Land fast permanent im Krieg. Zunächst bis 1988 gegen den Nachbarn Iran, dann 1990/91 gegen das südlich angrenzend­e Kuwait.

In der Folgezeit gab es UNSanktion­en und begrenzte militärisc­he Konfrontat­ionen mit den USA, bis zu deren Invasion im Jahre 2003. Die US-Truppen wurden 2012 offiziell abgezogen, aber seitdem herrschen chaotische Zustände: Bürgerkrie­g bzw. Kämpfe mit den Milizen des Islamische­n Staates. Damit einher geht der Zerfall staatliche­r Strukturen der Republik Irak.

Die Kriege Iraks gegen Iran und Kuwait waren unzweifelh­aft Produkte des Größenwahn­s Saddams. Zehntausen­de Iraker kamen in diesen Kriegen zu Tode. Dennoch sind die Verbrechen der US- und anderer Besatzer von George W. Bushs »Koalition der Willigen« ab 2003 stärker im Gedächtnis der Iraker; auch deshalb, weil sie die Amerikaner für das politische Chaos verantwort­lich machen.

Die Folge dessen ist, dass die geschichtl­iche Person Saddam, unter dessen Ägide auch in Irak selbst an der kurdischen Minderheit im Norden sowie der schiitisch­en Bevölkerun­gsmehrheit im Süden nicht wenige Massaker verübt wurden, zum Ärger der Bagdader Regierung wieder an Ansehen gewinnt.

Auch die Umstände seiner Hinrichtun­g tragen dazu bei. Der seinerzeit­ige Regierungs­chef Nuri alMaliki soll persönlich an der Vollstreck­ung des Todesurtei­ls mitgewirkt haben. Zudem soll man den Delinquent­en zuvor noch unter Drogen gesetzt und so in eine hilflose Person verwandelt haben.

Zuvor im Prozess hatte man ihm einen reguläre anwaltlich­e Vertretung und Verteidigu­ngsreden verweigert. Saddam, der offenbar bereit war, darüber zu sprechen, dass die USA ihn sowohl zum Krieg gegen Iran ermuntert als auch später zunächst den Überfall auf Kuwait toleriert hatten, wurde schließlic­h in größter Hast zum Tode verurteilt, damit keine für den Westen peinliche Details zur Sprache kommen konnten.

Es war übrigens bereits das zweite Mal in seinem Leben, dass er zum Tode verurteilt worden war. Bereits 1957, als junger Mann, hatte der 1937 als Sohn armer Bauern geborene Saddam an einem Putschvers­uch gegen König Faisal II. teilgenomm­en und sollte dafür sterben. Damals gelang ihm die Flucht nach Ägypten.

 ?? Foto: AFP/Chris Hondros ?? Saddam auf der Anklageban­k
Foto: AFP/Chris Hondros Saddam auf der Anklageban­k

Newspapers in German

Newspapers from Germany