nd.DerTag

Widerständ­ig

- Von Jürgen Vogt

»Sie verfolgen mich, weil ich eine indigene Frau bin, die sich nicht vor ihnen verbeugt.« Die Worte von Milagro Sala sind treffend. Als Findelkind in einer Mittelklas­sefamilie aufgewachs­en, der sie als Jugendlich­e entfloh, landete sie auf der Straße und dann mit 18 Jahren im Gefängnis. So wurde die indigene Argentinie­rin früh durch die sozialen Verhältnis­se des Landes politisier­t. Am Mittwoch wurde sie zu drei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Verhandelt wurde eine Protestakt­ion aus dem Jahr 2009 gegen den damaligen Senator Gerardo Morales. Sala, Gründerin der sozialen Bewegung Túpac Amaru, wurde von der Justiz als Rädelsführ­erin ausgemacht. Das nun abgeschlos­sene Verfahren ist nur eines von rund einem halben Dutzend, die gegen sie angestreng­t wurden.

Zusammen mit anderen Mitglieder­n von Túpac Amaru wurde Sala am 16. Januar dieses Jahres inhaftiert. Grund der Festnahme war ein Protestcam­p vom Dezember 2015 bis zum Februar 2016 auf der zentralen Plaza Belgrano in der nördlichen Provinzhau­ptstadt San Salvador de Jujuy. Salas wird »Anstiftung zu Straftaten« und »Aufruhr im öffentlich­en Raum« vorgeworfe­n.

Seither ist eine nationale Solidaritä­tskampagne angelaufen, bei der sich ein breites Spektrum an parteipoli­tischen Gruppierun­gen, sozialen und Menschenre­chtsor- ganisation­en einig ist: Die Verhaftung Salas ist ein politische­r Akt der Willkür. Gefordert wird ihre sofortige Freilassun­g. Nach der Arbeitsgru­ppe der Vereinten Nationen zu willkürlic­hen Festnahmen Ende Oktober forderte Anfang Dezember auch die Interameri­kanische Menschenre­chtskommis­sion Salas umgehende Haftentlas­sung.

Túpac Amaru, 1999 gegründet, wurde mit ihren Kooperativ­en zu einem wichtigen Arbeitgebe­r in der Provinz Jujuy und zu einem Dorn im Fleisch der Provinzeli­te. Seit der rechtslibe­rale Gerardo Morales im Oktober 2015 die Gouverneur­swahl gewann und mit dem Sieg des rechten Mauricio Macri ein Wechsel im Präsidente­namt erfolgte, versuchen sie, Túpac Amaru in die Schranken zu verweisen. Der Kampf dauert an.

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Foto: AFP/Edgardo A. Valera Milagro Sala wurde zu einer Bewährungs­strafe verurteilt.

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