nd.DerTag

Fehlende Auswahl

- Aert van Riel über die Kanzlerkan­didatensuc­he der SPD

Transparen­z ist nicht die Sache der engeren SPD-Spitze. Anfang Januar will sie sich an einem öffentlich bislang nicht bekannten Ort treffen, um zu klären, wer Kanzlerkan­didat der Partei werden soll. Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft hatte allerdings angedeutet, dass bereits eine Vorentsche­idung getroffen wurde. Zudem wird verbreitet, dass Martin Schulz angeblich nicht mehr mit einer Kandidatur rechnet. Angesichts dieser Geheimnisk­rämerei dürfte so manches SPD-Mitglied wehmütig nach Großbritan­nien schauen, wo die Personalfr­agen der Sozialdemo­kraten zuletzt in einem demokratis­chen Prozess entschiede­n wurden. Der linke Unterhausa­bgeordnete Jeremy Corbyn wurde von Mitglieder­n und weiteren Unterstütz­ern zum neuen Chef der Labour Party gewählt und später in seinem Amt bestätigt.

Einige SPD-Funktionär­e hatten ebenfalls eine Urwahl gefordert, um die eigene Partei für neue Mitglieder interessan­ter zu machen. Doch diese Variante war von Anfang an wenig realistisc­h. Eine wirkliche Auswahl gab es nämlich nie. Die bisher genannten Anwärter Sigmar Gabriel, Martin Schulz und Olaf Scholz sind allesamt konservati­ve Sozialdemo­kraten, die ähnliche Meinungen vertreten. Das sagt bereits viel aus über den bedauernsw­erten Zustand, in dem sich die SPD seit Jahren befindet.

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