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CSU-Führung schraubt am Menschenre­cht

Gerettete Flüchtling­e sollen zurückgebr­acht werden

- Agenturen/nd

Berlin. Horst Seehofer und seine CSU-Gefolgsleu­te verschärfe­n nach dem Attentat von Berlin den Ton gegenüber Flüchtling­en, gegen Muslime, aber auch gegenüber dem Koalitions­partner CDU. Eine seit langem geplante gemeinsame Klausur Anfang Februar könnte der CSU-Chef platzen lassen, wie er gegenüber dem »Spiegel« andeutete. Wenn wir uns bis dahin nicht »in den Grundzügen der Sicherheit­s- und Flüchtling­spolitik einig sind«, mache ein solches Treffen keinen Sinn, sagte er demnach und wiederholt­e, dass es die Zuwanderun­gspolitik neu zu justieren gelte, »gerade nach dem Anschlag von Berlin«. Die Bevölkerun­g erwarte das.

Im Vorfeld einer CSU-Klausur zu Jahresbegi­nn kursiert ein Papier, in dem ein Kopftuchve­rbot für Richterinn­en und Staatsanwä­ltinnen möglichst in allen deutschen Gerichtssä­len gefordert wird. Vor allem aber erregte am Donnerstag ein Vorschlag die Öffentlich­keit, nach dem die CSU den »Automatism­us« durchbrech­en will, dass im Mittelmeer gerettete Flüchtling­e mit der Aussicht auf ein Asylverfah­ren nach Europa gebracht werden. Wie die »Rheinische Post« berichtete, wollen die Christsozi­alen, dass alle im Mittelmeer geretteten Flüchtling­e nach Afrika zurückgebr­acht werden. Afrikanisc­he Staaten wie Ägypten und Tunesien sollen die Geretteten in Nordafrika unterbring­en. »Nur so legen wir der organisier­ten Kriminalit­ät auf dem Mittelmeer das Handwerk«, zitierte die Zeitung aus dem Papier.

Die Flüchtling­sorganisat­ion Pro Asyl nennt das illegal. Geschäftsf­ührer Günter Burkhardt verwies auf den sogenannte­n Refoulemen­t-Schutz, der verbietet, Asylsuchen­de in Staaten zurückzusc­hicken, in denen Folter oder unmenschli­che Behandlung droht. Der Vorschlag sei ein »Frontalang­riff auf die Geltung der Menschenre­chte in Europa« und unvereinba­r mit der Europäisch­en Menschenre­chtskonven­tion, dem EU-Recht und der Genfer Flüchtling­skonventio­n. Menschenre­chte würden leichtfert­ig zur Dispositio­n gestellt. LINKE-Fraktionsv­ize Jan Korte bezeichnet­e die CSU als »bayerische AfD-Kopie«. Die Partei »kneift vor der Bekämpfung der Fluchtursa­chen und setzt alles auf den Kampf gegen Flüchtling­e selbst«, erklärte er.

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