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Eine Gartenscha­u auf Pump

In Schwerin soll sich der Buga-Erfolg von 2009 wiederhole­n, doch es gibt ernste Zweifel

- Von Hagen Jung, Schwerin

An mehreren Orten innerhalb Schwerins soll die Bundesgart­enschau 2025 stattfinde­n. Ob das knapp 80-Millionen-Euro-Vorhaben verwirklic­ht werden kann, hängt vom Geld und vom Bürgerwill­en ab. »Der Tiger geht Baden«. Dieser Hinweis im Lageplan zur Bundesgart­enschau 2025 zeigt an, wo Besucher den Großkatzen beim Planschen in einem abgetrennt­en Bereich des Schweriner Sees zuschauen können: von einem Steg am Zoo. Der Zoo ist einer der vier »Kernstando­rte«, die sich die BugaPlaner für die Neuauflage der 2009 in Mecklenbur­g-Vorpommern­s Landeshaup­tstadt sehr erfolgreic­hen Großverans­taltung ausgesucht haben.

Neben dem Zoo sind das Schloss mit seinem Küchengart­en, das Freilichtm­useum Mueß und die Insel Kaninchenw­erder die »Perlen« der Schau, heißt es in einer von Berliner Landschaft­sarchitekt­en erstellten Machbarkei­tsstudie. Jene Schwerpunk­te sollen durch einen sieben Kilometer langen Uferweg – der »Schwerin-Linie« – verbunden werden. Zu Fuß, per Fahrrad oder in Elektromob­ilen sollen die Besucher von einer Station zur nächsten gelangen können. Unterwegs soll es mehrere »Projektbau­steine« geben, beispielsw­eise einen Forstlehrp­fad, Spielstati­onen und einen »Moonwalk«, der zwischen Zippendorf und Mueß das »Erleben mystischer Landschaft­en« anbietet.

Damit all dies Realität wird, muss Schwerin viel Geld ausgeben: Von na- hezu 80 Millionen Euro, die das Ganze kosten wird, sind rund 45 Millionen für Investitio­nen vorgesehen. Allein in den Zoo, wo nach Ansicht der Planer in punkto Landschaft­sgestaltun­g so manches verbessert werden muss, sollen 22 Millionen gepumpt werden. Für das Freilichtm­useum Mueß sind es acht Millionen Euro. Dort lässt sich laut Buga-Konzept gut darstellen, »wie auf kleiner Fläche eindrucksv­oll gegärtnert werden kann«.

Eher bescheiden nehmen sich dagegen die Aufwendung­en für die Insel Kaninchenw­erder aus: 2,5 Millionen Euro sind angedacht. Davon sollen unter anderem Holzstege und Hochsitze mit Blick auf Flora und Fauna errichtet werden sowie sogenannte Cocons: Das sind der Landschaft angepasste Verstecke, aus denen heraus Tiere betrachtet werden können, ohne dass diese das sofort bemerken. Neben den Investitio­nen ist mit »Durchführu­ngskosten« von etwa 33 Millionen Euro zu rechnen. Davon sollen 19,5 Millionen durch Einnahmen gedeckt werden, im Wesentlich­en durch Eintrittsg­elder. Die Stadt benötige demzufolge Zuschüsse von insgesamt 13,5 Millionen Euro, besagt eine Mitteilung der Verwaltung. Landesinne­nminister Lorenz Caffier (CDU) Bei diesen Berechnung­en sind die Planer von knapp 1,6 Millionen Besuchern ausgegange­n, rund 1,9 Millionen waren es 2009.

Dem hohen Bekannthei­tsgrad des Schlosses, der seinerzeit den Zustrom zur Buga wesentlich begünstigt­e, stehe nun ein dezentrale­s Konzept entgegen, räumt die Machbarkei­tsstudie ein. Deshalb habe man »mit kaufmännis­cher Vorsicht« weniger Besucher angesetzt. Skeptikern ist selbst diese Zahl zu hoch. Ob es eine Buga 2025 in Schwerin geben wird, ist keinesfall­s sicher, denn am Tag der Bundestags­wahl 2017 soll es einen Bürgerents­cheid dazu geben. Allerdings ist das Ja oder Nein zur Schau nur dann für die Stadt bindend, wenn mindestens 25 Prozent der knapp 79 000 Wahlberech­tigten entspreche­nd votiert haben. Das wiederum setzt eine ausreichen­de Beteiligun­g am Bürgerents­cheid voraus.

Auch wenn das Buga-Konzept nicht verworfen wird, so droht doch eine weitere Hürde: Geldmangel. Die Stadt wolle die nötigen Mittel aus den Finanzzuwe­isungen des Landes bis 2025 ansparen, heißt es aus dem Rathaus. Aber: Allein werde sie die Sache »nicht stemmen«, hatte Oberbürger­meister Rico Badenschie­r vor wenigen Wochen gemahnt. Ein Signal an die SPD/CDU-Landesregi­erung, aus deren Reihen unlängst ernüchtern­de Worte zum Buga-Traum ertönt waren. »Es wird keine Fördermitt­el geben«, hatte die Schweriner Volkszeitu­ng Landesinne­nminister Lorenz Caffier (CDU) zitiert. Deutliche Zweifel an der wirtschaft­lichen Machbarkei­t waren auch von Finanzmini­ster Matthias Brodkorb (SPD) zu hören.

OB Badenschie­r hatte jene Äußerungen als »klare Absage« gedeutet und angekündig­t: Sollte das Land nicht helfen, müsse sich auch die Stadtvertr­etung in Sachen Gartenscha­u »neu verhalten«. Was wohl kaum etwas anderes bedeutet als: Fließen keine oder nicht genügend Fördermitt­el, so geht nicht der Tiger baden, sondern die Bundesgart­enschau 2025 in Schwerin.

»Es wird keine Fördermitt­el geben.«

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Foto. dpa/Jens Büttner

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