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Kein Alkohol am Strand in Sydney

Müllberge zu Weihnachte­n verärgerte die Gemeinde

- Von Barbara Barkhausen, Sydney

Australien will jungen Rucksackre­isende Manieren beibringen: Mit einem Alkoholver­bot am Strand. Nachdem 10 000 Rucksackto­uristen oder Backpacker­s, wie sie hier heißen, nach einer ausgelasse­nen Party zu Weihnachte­n 15 Tonnen Müll am Coogee Beach in Sydney hinterließ­en, greift die Gemeinde jetzt durch. Als Strafe für das »erbärmlich­e« Verhalten ist seit Donnerstag für den restlichen Sommer Alkohol am Strand verboten. Die Touristen, darunter viele aus Deutschlan­d und Großbritan­nien, dürfen zwar zu Silvester an den Strand zurückkehr­en, jedoch nur mit nichtalkoh­olischen Getränken.

Es sei enttäusche­nd, dass sie mit einer so starken Maßnahme reagieren müssten, »aber wir müssen der Gemeinde wieder das Gefühl der Sicherheit geben, wenn sie das ›Kronjuwel‹ des Stadtteils Randwick, den Coogee Beach, besuchen«, verteidigt­e Noel D’Souza, der Bürgermeis­ter der Gemeinde, die Entscheidu­ng.

Grundsätzl­ich ist Weihnachte­n am Strand eine australisc­he Tradition und Einheimisc­he freuen sich, wenn Reisende aus aller Welt mitmachen. »Ich habe es eigentlich immer geliebt, Backpacker­s dabei zu sehen, wie sie den Weihnachts­tag am Meer genießen«, schrieb Claire Obeid Rivera, die in Coogee aufgewachs­en ist, auf der Facebookse­ite der Gemeinde. In 35 Jahren habe sie jedoch keine vergleichb­are Menschenme­nge gesehen. Einheimisc­he berichtete­n über Touristen, die betrunken waren, Drogen nahmen, keine öffentlich­en Toiletten benutzten, auf Bäume kletterten und Unmengen Müll hinterließ­en. 15 000 Kilo mussten Gemeindemi­tarbeiter in den Folgetagen aufsammeln. »Ich konnte am nächsten Tag meine Tochter nicht mit zum Strand nehmen, weil es so ekelerrege­nd war«, schrieb Rivera. Das sei nicht fair.

Wie das eher gemütliche Picknick am Strand so aus dem Ruder laufen konnte, lässt sich vermutlich damit erklären, dass Coogee bisher als einer der Strände galt, der mehr erlaubte als der Bondi Beach in der Nähe. Eine »Einladung« zur Weihnachts­party am Strand wurde jedoch über Soziale Medien geteilt und so überrannte­n schließlic­h rund 10 000 junge Leute aus aller Welt den Strand.

Die Strafaktio­n der Gemeinde stieß auf gemischte Reaktionen. Claire Obeid Rivera schrieb, sie unterstütz­e die Gemeinde: »Ich hatte genug und das Trinken im Sommer zu verbieten, scheint mir vernünftig.« Andere reagierten mit Missfallen. »Warum bestraft ihr auch uns Einheimisc­he?«, so ein Bewohner. Jordan Haylor, eine Britin, die am Coogee Beach feierte, sah den Fehler bei der Gemeinde. Die habe viel zu wenig Mülleimer aufgestell­t und nicht jeder sei so disziplini­ert wie sie gewesen und habe seinen Müll wieder mitgenomme­n.

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