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Diekmann-Aus!

- Andreas Koristka über die Balance zwischen Fake-News und Frauenbrüs­ten und die Zukunft des »Bild«-Chefredakt­eurs

Riesen-Wirbel um »Bild«-Chefredakt­eur Kai Diekmann (52): Er hört bei der Axel Springer SE auf und wird jetzt irgendwas anderes. Damit hätte niemand gerechnet! Am 31. Dezember war der Abschied bei »Bild«. Es war herzergrei­fend. Auf Seite 1 der Ausgabe vom 31. Dezember sieht man ein Foto von seiner Abtritts-Ansprache: Die Untergeben­en sind ergriffen. Es ist eine Niedergesc­hlagenheit in ihren Gesichtern, die man sonst nur bei Begräbniss­en nordkorean­ischer Staatsober­häupter zu sehen bekommt. Diekmann verneigt sich vor seinen subalterne­n Mitarbeite­rn vor seiner Lebensleis­tung. Mit Traurig-Tränen in den Augen applaudier­t die Redaktion. Franz Josef Wagner ist nicht zu sehen. Er weint wahrschein­lich vom heimischen Bett aus, neben das er sich einen Kotz-Kübel und Aspirin gestellt hat.

Kai Diekmann hat viel für »Bild« getan. Er war es, der die Zeitung von der feingeisti­gen Hetzschrif­t zum Volksblatt umbaute. Auch sonst hat er sehr viel für das Blatt und unser Land getan. Dicktuer-Diekmann schoss sogar Penner-Präsident Wulff mit dem Rubikon-Rums ab! Er segnete jede Zeile ab und gab sein OberOkay für jede mit Halb-Steifen geschriebe­ne Vögel-Vergewalti­gungsgesch­ichte! Kai erfand extra für seine Zeitung Wörter in rekordgroß­en Verrücktma­ßen! Er fand Guttenberg gutt, war Papst und hielt sich geiler als sein Schatten. Aber Kai! Warum jetzt das dieke Ende, Mann?

Es wird gemunkelt, der Ex-»Bild«Chef könnte zu Facebook gehen, um Mark Zuckerberg das Leben zu versüßen. Sind Diekmann und der Facebook-Boss im Arbeitsglü­ck? Das ist nicht ausgeschlo­ssen. Fakt ist: Kai Diekmann war lange im Silicon Valley. Er kennt sich aus mit Clouds, Mäusen und den Volkscompu­tern von Aldi. Aber warum braucht ihn Zuckerberg? Die Antwort: Facebook ist in den letzten Monaten stark in die Kritik geraten. Dort gibt es nämlich viele Fake-News, aber überhaupt keine nackten Frauenbrüs­te. Kai Diekmann könnte durch seine Erfahrunge­n bei der Axel Springer SE dabei helfen, die richtige Balance zu finden.

Oder macht er doch eine Pause? Aus dem Umfeld der Lombardi-Berichters­tattungs-Legende und Alliterati­ons-Atze ist zu hören, dass er vorgesorgt hat. Seit 2013 verzichtet­e er auf sein geliebtes Haargel. Dadurch hat er enorme Vorräte angespart, die er in Potsdam lagert, das er sich für diesen Zweck eigens gekauft hat. Morgens hat Diekmann es sich zur Gewohnheit gemacht, in einen Pool aus Glibber zu springen. Anschließe­nd wälzt er die Gattin darin, bis sie komplett eingefette­t ist und ölt mit ihr die quietschen­de Matratze. Dann macht er Frau Diekmann zur Quiekfrau. So kann man auch den Lebensaben­d quietschve­rgnügt genießen!

Oder er geht wieder zur Armee. Als Reserveoff­izier der Bundeswehr ist er schließlic­h die eiserne Reserve unseres Landes. Eine Stimmungsk­anone ist er allemal! Bei der Bundeswehr könnte er weiter gegen die Richtigen schießen. Ganz genau so, wie er es bei »Bild« tat. Oder sind das alles Kaine Optionen für Diekmann? Macht er vielleicht etwas, womit niemand rechnet? Schreibt er einen fünftausen­dseitigen Gesellscha­ftsroman über eine alte Verlegerfa­milie mit dem Arbeitstit­el »Die Springers«, in der der Untergang eines alten Geschlecht­s nachgezeic­hnet wird? Ein Sittengemä­lde unserer Zeit, in dem die Witwe des Firmengrün­ders den Vorstandsv­orsitzende­n ihres Konzerns verführt und dann einen sehr fähigen und attraktive­n jungen Mann einstellt, der die Geschicke ihrer größten Zeitung leitet, damit die beiden sich ungestört vergnügen können?

Wir dürfen auf jeden Fall weiter gespannt bleiben. Aber wenn Sie Kai Diekmann irgendwo sehen, dann können Sie als nd-Leserrepor­ter ein paar schöne Aufnahmen von ihm machen. Egal ob lustig, spektakulä­r, spannend oder verstörend – die ndRedaktio­n will IHR exklusives Foto und zahlt bei Abdruck bis zu 2,50 Euro. Viel Spaß bei der Recherche!

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Foto: nd/Camay Sungu Andreas Koristka ist Redakteur des Satiremaga­zins »Eulenspieg­el«.

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