Wenn der Wind würfelt
Chaosspringen in Innsbruck wirbelt Tourneegesamtwertung durcheinander
Für Markus Eisenbichler ist die Vierschanzentournee gelaufen. In Innsbruck wird er nur 29. und büßt alle Chancen ein. Der Norweger Tande gewinnt und fährt als Spitzenreiter zum Finale. Markus Eisenbichler winkte frustriert ab, als seine Tourneehoffnungen beim Chaosspringen am stürmischen Bergisel zerschellt waren. Mit dem 29. Platz beim nach einem Durchgang wegen zu starken Windes und einbrechender Dunkelheit abgebrochenen Wettbewerb büßte der 25-Jährige am Mittwoch in Innsbruck alle Chancen auf eine Podestplatzierung im Gesamtklassement ein. »Es war einfach windig und ist heute nicht wie erhofft gelaufen«, kommentierte Eisenbichler den Rückschlag.
Vor dem Finale am Freitag in Bischofshofen fiel er in der Gesamtwertung mit mehr als 41 Punkten Rückstand auf Tagessieger Daniel Andre Tande auf Rang sechs zurück. Der Norweger verwies mit einem Satz auf 128,5 Meter seinen Landsmann Robert Johansson und den Russen Jewgeni Klimow auf die Plätze.
»Die Leistung war okay, das Resultat leider nicht«, befand ein genervter Bundestrainer Werner Schuster nach Eisenbichlers Hüpfer auf 112 Meter und haderte mit der Jury: »Es war ein bisschen sonderbar, dass Markus und auch Stefan Kraft abgewunken wurden. Ich hätte mir gewünscht, dass man auf die besten Springer besser aufpasst und stabile Verhältnisse abwartet. Da hätte man sich mehr Zeit nehmen können.«
In der Gesamtwertung löste Tande den Polen Kamil Stoch, der Vierter wurde, als Spitzenreiter ab. Allerdings fährt Stoch, der im Probedurchgang stürzte, lediglich mit 1,7 Punkten Rückstand ins Salzburger Land. Der von einem Magen-Darm-Virus geschwächte Kraft kam am Bergisel nur auf Rang 18 und muss im Kampf um seinen zweiten Tourneetriumph nach 2015 als Dritter mit 16,6 Zählern Rückstand auf ein Wunder hoffen.
Stephan Leyhe trotzte den widrigen Bedingungen und belegte mit 120,5 Metern als bester deutscher Springer Rang elf. »Die Verhältnisse gehen nicht ganz an einem vorbei. Ich bin froh, dass ich einen guten Sprung gemacht habe«, sagte Leyhe. Er ist jetzt Gesamt-Achter. Einen ordentlichen Wettkampf lieferte auch And- reas Wellinger als 13. ab. »Das war bei diesen Bedingungen top«, resümierte Schuster. Wellinger hatte trotzdem »keinen Spaß« und schimpfte: »Da kann man auch einen Würfel werfen.«
Drastische Worte wählte nach dem grenzwertigen Wettkampf der viermalige Olympiasieger Simon Ammann. »Der Wettbewerb war ein Witz«, kritisierte der Schweizer die Jury. »Die Ampel hat gewackelt, so stark hat der Wind geblasen. Das habe ich noch nie erlebt. Ich war nahe dran, abzusagen. Ich bin ja nicht mehr 22 und habe eine Familie.«
Ähnlich empfanden es die Österreicher, die ihren Nachwuchsmann Stefan Huber vom Balken holten, obwohl die Jury grünes Licht gegeben hatte. »Wir konnten den Athleten bei diesen Bedingungen nicht runterlas- sen«, sagte Cheftrainer Heinz Kuttin. Schon vor dem stürmischen Wettbewerb gab es großen Wirbel im Springerlager. Erst reiste Weltmeister Severin Freund am Dienstagabend wegen eines Infekts ab, dann musste auch der Gesamtsechste Michael Hayböck aus Österreich aufgrund einer Erkrankung passen. Wann Freund in den Weltcup zurückkehrt, ist derzeit offen.