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Wenn der Wind würfelt

Chaossprin­gen in Innsbruck wirbelt Tourneeges­amtwertung durcheinan­der

- Von Eric Dobias und Patrick Reichardt, Innsbruck dpa/nd

Für Markus Eisenbichl­er ist die Vierschanz­entournee gelaufen. In Innsbruck wird er nur 29. und büßt alle Chancen ein. Der Norweger Tande gewinnt und fährt als Spitzenrei­ter zum Finale. Markus Eisenbichl­er winkte frustriert ab, als seine Tourneehof­fnungen beim Chaossprin­gen am stürmische­n Bergisel zerschellt waren. Mit dem 29. Platz beim nach einem Durchgang wegen zu starken Windes und einbrechen­der Dunkelheit abgebroche­nen Wettbewerb büßte der 25-Jährige am Mittwoch in Innsbruck alle Chancen auf eine Podestplat­zierung im Gesamtklas­sement ein. »Es war einfach windig und ist heute nicht wie erhofft gelaufen«, kommentier­te Eisenbichl­er den Rückschlag.

Vor dem Finale am Freitag in Bischofsho­fen fiel er in der Gesamtwert­ung mit mehr als 41 Punkten Rückstand auf Tagessiege­r Daniel Andre Tande auf Rang sechs zurück. Der Norweger verwies mit einem Satz auf 128,5 Meter seinen Landsmann Robert Johansson und den Russen Jewgeni Klimow auf die Plätze.

»Die Leistung war okay, das Resultat leider nicht«, befand ein genervter Bundestrai­ner Werner Schuster nach Eisenbichl­ers Hüpfer auf 112 Meter und haderte mit der Jury: »Es war ein bisschen sonderbar, dass Markus und auch Stefan Kraft abgewunken wurden. Ich hätte mir gewünscht, dass man auf die besten Springer besser aufpasst und stabile Verhältnis­se abwartet. Da hätte man sich mehr Zeit nehmen können.«

In der Gesamtwert­ung löste Tande den Polen Kamil Stoch, der Vierter wurde, als Spitzenrei­ter ab. Allerdings fährt Stoch, der im Probedurch­gang stürzte, lediglich mit 1,7 Punkten Rückstand ins Salzburger Land. Der von einem Magen-Darm-Virus geschwächt­e Kraft kam am Bergisel nur auf Rang 18 und muss im Kampf um seinen zweiten Tourneetri­umph nach 2015 als Dritter mit 16,6 Zählern Rückstand auf ein Wunder hoffen.

Stephan Leyhe trotzte den widrigen Bedingunge­n und belegte mit 120,5 Metern als bester deutscher Springer Rang elf. »Die Verhältnis­se gehen nicht ganz an einem vorbei. Ich bin froh, dass ich einen guten Sprung gemacht habe«, sagte Leyhe. Er ist jetzt Gesamt-Achter. Einen ordentlich­en Wettkampf lieferte auch And- reas Wellinger als 13. ab. »Das war bei diesen Bedingunge­n top«, resümierte Schuster. Wellinger hatte trotzdem »keinen Spaß« und schimpfte: »Da kann man auch einen Würfel werfen.«

Drastische Worte wählte nach dem grenzwerti­gen Wettkampf der viermalige Olympiasie­ger Simon Ammann. »Der Wettbewerb war ein Witz«, kritisiert­e der Schweizer die Jury. »Die Ampel hat gewackelt, so stark hat der Wind geblasen. Das habe ich noch nie erlebt. Ich war nahe dran, abzusagen. Ich bin ja nicht mehr 22 und habe eine Familie.«

Ähnlich empfanden es die Österreich­er, die ihren Nachwuchsm­ann Stefan Huber vom Balken holten, obwohl die Jury grünes Licht gegeben hatte. »Wir konnten den Athleten bei diesen Bedingunge­n nicht runterlas- sen«, sagte Cheftraine­r Heinz Kuttin. Schon vor dem stürmische­n Wettbewerb gab es großen Wirbel im Springerla­ger. Erst reiste Weltmeiste­r Severin Freund am Dienstagab­end wegen eines Infekts ab, dann musste auch der Gesamtsech­ste Michael Hayböck aus Österreich aufgrund einer Erkrankung passen. Wann Freund in den Weltcup zurückkehr­t, ist derzeit offen.

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Foto: dpa/Daniel Karmann Wind und unebener Auslauf machten das Springen in Innsbruck gefährlich. Dieser Sturz blieb folgenlos.

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