Virtuelle Frau soll Heimkehr versüßen
Reale Partner bei Japanern immer unbeliebter
Azuma Hikari weckt ihren Besitzer mit lieblicher Stimme. »Guten Morgen! Du musst aufstehen«, ermahnt sie ihn sanft im Werbevideo der Herstellerfirma Vinclu. Azuma Hikari ist ein Hologramm und lebt in einer 50 Zentimeter hohen und fünf Kilo schweren transparenten Box. Optisch erfüllt die leicht bekleidete, blutjunge Ehefrau mit den langen, blauen Haaren wohl alle Wünsche der AnimeFangemeinde.
Die 20-Jährige komme aus einer »anderen Dimension«, erklärt Vinclu auf Hikaris Internetseite. Man habe sie eingeladen, einen Aufenthalt bei einem Ehemann auf der Erde zu machen. Sie liebe Donuts und sei eine hervorragende Spiegeleiköchin. Ihr Traum sei es, Menschen, die hart arbeiten, zu helfen, steht in ihrem Profil. »Ich möchte Neues lernen«, lässt der Hersteller sein Holo-Mädchen sich selbst vorstellen. Gleich darauf dämpft es zu hohe Erwartungen. »Ich wäre meinem Meister gern eine Hilfe, aber vielleicht schaffe ich nicht alles und verärgere ihn auch mal«, entschuldigt sie sich.
Hikari ist letztlich nichts weiter als ein Heimautomatisierungssystem à la Google Home. Konkurrent Amazon hat mit Alexa bereits eine Kontrolleinheit für das Internet der Dinge für den Hausgebrauch auf den Markt gebracht. Hikari ist künstliche Intelligenz in niedlich. Mit Hilfe von Kameras, Mikrofonen, Bewegungs- und Luftfeuchtigkeitssensoren merkt sie sich die Stimme und das Gesicht ihres Besitzers und kommuniziert mit ihm. So erinnert sie im Werbevideo ihren vermeintlichen Ehemann daran, einen Schirm mit zur Arbeit zu nehmen, da es regnen könnte. Von unterwegs kann der Besitzer mit Hilfe einer App Textnachrichten mit seiner virtuellen Partnerin austauschen. Die Software ist so programmiert, dass sie auch intelligente Haushaltsgeräte steuern kann. So kann Hikari sogar ein wenig Hausarbeit erledigen. Staubsaugroboter, intelligente Klimaanlagen und Beleuchtungssysteme lassen sich mit ihrer Software fernsteuern.
Die ersten 300 Exemplare sollen im Januar für 321 840 Yen (2630 Euro) in Japan ausgeliefert werden. Für Europa gibt es noch keine konkreten Pläne für einen Verkaufsstart. Hikari hat durchaus Erfolgspotenzial. Nicht zuletzt, weil die traditionelle Ehe und selbst die Suche eines Partners aus Fleisch und Blut bei jungen Japanern immer unbeliebter werden. Noch vor wenigen Jahrzehnten waren 98 Prozent der erwachsenen Japaner verheiratet. Heute haben knapp 40 Prozent der jungen Erwachsenen keinen Partner – und wollen auch keinen.
In Hikaris Werbevideo freut sich ihr Besitzer, dass das Licht brennt, wenn er nach Hause kommt. »Es ist schön zu wissen, dass jemand auf mich wartet.«