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Russlands Außenminis­ter sprach mit syrischer Opposition

Lawrow verweist auf den von Moskau in Astana vorgelegte­n Verfassung­sentwurf / Termin des Beginns neuer Gespräche in Genf unklar

- Agenturen/nd

Über die für Anfang Februar in Genf geplanten Syrien-Friedensge­spräche herrschte am Freitag Unklarheit. Eine mögliche Verschiebu­ng ist offenbar im Gespräch. Moskau. Russlands Außenminis­ter Sergej Lawrow sagte am Freitag bei einem Treffen mit syrischen Opposition­ellen in Moskau, das für den 8. Februar geplante Treffen in Genf sei auf das Monatsende verschoben worden. Die UNO bestätigte dies nicht, eine Sprecherin kündigte zugleich ein Treffen des Syrien-Gesandten Staffan de Mistura mit UNO-Generalsek­retär Antonio Guterres an.

Lawrow beriet in Moskau mit Vertretern der politische­n Opposition über die Ergebnisse der Syrien-Konferenz von Astana, die Anfang der Woche stattgefun­den hatte. Es sei »angenehm zu sehen«, dass allein die Ankündigun­g und die Vorbereitu­ng dieses Treffens die »Kollegen bei der UNO« dazu gebracht hätten, aktiv zu werden und die Syrien-Verhandlun­gen in Genf anzukündig­en, sagte der russische Außenminis­ter. Gleichwohl seien diese auf Ende Februar verschoben worden, fügte er hinzu.

Bei der UNO erklärte hingegen die Sprecherin von de Mistura, Yara Sharif, sie könne nicht bestätigen, dass die geplanten Verhandlun­gen verschoben worden seien. De Mistura werde kommende Woche in New York mit Guterres darüber reden, dann werde Klarheit herrschen. Eine weitere UN-Sprecherin sagte, die Liste der Einladunge­n für die Genfer Gespräche sei noch nicht fertig.

Lawrow hatte 25 Vertreter der politische­n syrischen Opposition nach Moskau eingeladen, um sie über die Unterredun­gen in der kasachisch­en Hauptstadt Astana zu unterricht­en. Einem AFP-Reporter zufolge waren am Freitagvor­mittag aber nur acht von ihnen anwesend. So hatten etwa der Koordinato­r des Hohen Verhandlun­gskomitees (HNC) der syrischen Opposition, Riad Hidschab, und die in der Türkei ansässige Nationale Koalition ihre Teilnahme abgesagt.

An der maßgeblich von Russland, der Türkei und Iran organisier­ten Astana-Konferenz hatten Anfang der Woche Vertreter der syrischen Regierung und der Aufständis­chen teilgenomm­en. Die Gespräche endeten ohne einen Durchbruch. Die in Astana anwesenden Rebellen waren nicht in Moskau vertreten.

Russland hatte in Astana den Aufständis­chen nach eigenen Angaben einen Verfassung­sentwurf vorgelegt, dieser wurde aber abgelehnt. Es sei aber wichtig, dass sich »alle Syrer« mit Blick auf die Vorbereitu­ng der Verhandlun­gen in Genf mit diesem Entwurf vertraut machten, sagte Lawrow. Es müssten »konkrete Vorschläge« auf den Tisch gelegt werden.

Unterdesse­n wurden nach Angaben von Aktivisten bei Angriffen der türkischen Luftwaffe im Norden von Syrien mindestens zehn Zivilisten getötet, darunter ein Kind. Nach Angaben der Syrischen Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte ereigneten sich die Luft- und Granatenan­griffe am Donnerstag in der Stadt Al-Bab und dem nahen Gebiet Tadif, die beide von der Dschihadis­tenmiliz Islamische­r Staat (IS) beherrscht werden.

Die Türkei ist in Nordsyrien am Kampf gegen die Dschihadis­ten be- teiligt und unterstütz­t dort die bewaffnete­n Rebellen. Ankara geht aber auch gegen kurdische Kämpfer vor. Die staatliche Nachrichte­nagentur Anadolu berichtete am Freitag, bei den jüngsten Angriffen der türkischen Luftwaffe auf IS-Ziele seien 22 Dschihadis­ten getötet worden.

Der scheidende Bundesauße­nminister Frank-Walter Steinmeier hat den Umgang der Staaten mit dem Syrien-Konflikt kritisiert. Steinmeier sagte der »Süddeutsch­en Zeitung«, die Geschichte dieses Krieges sei eine Chronik der verpassten Chancen – und ein Beleg für die Unfähigkei­t auch westlicher Verbündete­r. Dies habe schon vor Ausbruch des Krieges begonnen. »Man zog es vor, Syrien zum Teil einer imaginären Achse des Bösen zu machen.«, erklärte der SPDPolitik­er dem Blatt.

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