FDP mobilisiert für eine neue alte Rheinbrücke
Bürgerentscheid soll Machbarkeitsstudie für eine Flussquerung zwischen Bingen (Rheinland-Pfalz) und Rüdesheim (Hessen) erzwingen
Die letzte Rheinbrücke zwischen Bingen und Rüdesheim haben die Nazis in die Luft gesprengt. Jetzt wird wieder mal über eine neue Verbindung debattiert. Mainz. Hasso Mansfeld spricht von einem »echten Kraftakt«: In den vergangenen Monaten hat der 54-Jährige mit seiner Bürgerinitiative an Ständen und auf Winzerfesten im Kreis Mainz-Bingen mehr als 10 000 Unterschriften gesammelt. Ziel: Per Bürgerentscheid soll im Kreistag eine Machbarkeitsstudie zum Bau einer Rheinbrücke zwischen Bingen in Rheinland-Pfalz und Rüdesheim auf hessischer Seite erzwungen werden.
»Wir wollen das Recht auf eine Rheinüberquerung«, sagt Mansfeld und verweist auf mehrere tausend Pendler zwischen Rheinhessen und dem Rheingau. Mit einer Brücken-Lücke von 84 Kilometern zwischen Mainz/Wiesbaden und Koblenz stelle der Rhein einen »Europarekord« auf.
Auch wenn es zwischen Wiesbaden und Mainz die Schiersteiner Autobahnbrücke gibt: Der Wunsch nach einem weiteren Übergang zwischen Rheinhessen und dem Rheingau ist alt – seit deutsche Truppen Anfang 1945 wegen der heranrückenden Amerikaner die bereits beschädigte Brücke zwischen Bingen-Kempten und Rüdesheim in Schutt und Asche legten.
Anfang der 1970er Jahre waren die Planungen schon recht fortgeschritten, bis die Ölkrise die Planungen erneut beerdigte. Jetzt hat die Idee ein weiteres Mal Auftrieb erhalten, da die neue rot-gelb-grüne Landesregierung in Mainz auf Druck der FDP eine Machbarkeitsstudie in ihren Koalitionsvertrag geschrieben hat. Zur Bedingung wurde jedoch die Zustimmung und finanzielle Beteiligung der beiden Landkreise gemacht. Prompt kam vom Kreistag Mainz-Bingen mit der Mehrheit von SPD, Grünen und Freien Wählern ein ablehnendes Votum. Das will die maßgeblich von der FDP mitgetragene Bürgerinitiative nun doch noch kippen.
Ausgerechnet die hessische Seite, wo die Brücke bisher weit weniger Thema war als in Rheinland-Pfalz, ist schon weiter. Im Rheingau-TaunusKreis hat der Kreistag mit den Stimmen von CDU, FDP und Freien Wäh- lern für die Machbarkeitsstudie gestimmt. Auch in Hessen haben die Liberalen die Brücke zu ihrem Lieblingsprojekt gemacht, die Autofähren seien kein Ersatz. Am Mittwoch debattierte auf Antrag der FDP der Landtag in Wiesbaden darüber. Die schwarz-grüne Regierung trat dabei nicht so einheitlich auf wie gewohnt. So machte sich die CDU zusammen mit ihrem früheren liberalen Koalitionspartner für den Brückenschlag ins Nachbarland stark. Der grüne Verkehrsminister Tarek Al-Wazir verwies dagegen auf die jetzt schon prekäre Verkehrssituation am Ufer des Rheintals: »Es kommt ja nicht nur darauf an, Fahrzeuge über den Rhein zu bringen.« Ablehnung kam von der SPD und der LINKEN. Erheblicher Widerstand ist auch – hier an der Pforte zum UNESCO-Weltkulturerbe Mittelrhein – von Denkmalpflegern und Umweltschützern zu erwarten.