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»Mein Name ist Bedo, ich will ins Fernsehen.«

Der Sender Hamburg 1 wirbt auf seiner Website mit »Kultmodera­tor« Bülent Kayaturan – wer ist der Mann, der ein Stück Mediengesc­hichte schrieb?

- Von Volker Stahl, Hamburg

Im Offenen Kanal moderierte Bülent Kayaturan einst die deutschlan­dweit erste deutsch-türkische Morningsho­w. Wie ging es weiter? »Ich würde nach dem Abi gerne was im Medienbere­ich machen, können Sie mir einen Tipp geben?« Mit dieser Frage konfrontie­rte Bülent Kayaturan den Reporter, der ihn und seine alevitisch­e Familie 1997 für die »taz« porträtier­te. 20 Jahre später gibt es ein Wiedersehe­n in den Büroräumen des Regionalse­nders Hamburg 1 an der Rothenbaum­chaussee. Kayaturan ist heute 40 Jahre alt und hat unter dem Künstlerna­men Bedo Mediengesc­hichte geschriebe­n: Im Offenen Kanal moderierte er die deutschlan­dweit erste deutsch-türkische Mor- ningshow. Und am 1. September 2003 um 22.30 Uhr ging mit der Ausstrahlu­ng der Oriental Night das erste deutsch-türkische Lifestyle-Magazin im Privatfern­sehen »on air«.

Die türkischen Aleviten gehören zu einer Minderheit im Islam, in Hamburg leben rund 35 000. Eine weltoffene, republikan­ische und am Toleranzge­bot orientiert­e Haltung ist stark verbreitet. Viele Aleviten wählen Berufe im Bereich Kunst und Kultur. So auch Bedo: »Entertainm­ent ist das, was ich immer wollte.« Neben seinem Soziologie-Studium beschäftig­te er sich mit Medientech­nik, war Mitglied einer Tanzgruppe und absolviert­e ein Praktikum beim Sender Fun Fun Radio. Doch aus dem angestrebt­en Volontaria­t bei dem Sender mit der Zielgruppe Ü50 wurde nichts – wegen seines leichten Akzents: »Den wollte man den Senioren nicht zumuten.« Doch getreu seinem Lebensmott­o »Eine Tür geht zu, eine andere auf, Gott glaubt an mich« verzagte der junge Mann nicht. Bald spazierte der Zufall durch eine sperrangel­weit geöffnete Tür – und zwar beim Altonaer Kult-Barbier Behcet Algan. Der gab Kayaturan den Tipp, mal den ebenfalls anwesenden Polit-Talker Herbert Schalthoff anzusprech­en. Gesagt, getan: »Guten Tag, mein Name ist Bedo, ich will ins Fernsehen.« Schalthoff war interessie­rt: »Wir haben schon länger die Idee, eine türkische Show zu senden.« Bedo antwortete »Hier bin ich!« und drückte dem Politik-Chef von Hamburg 1 seine Visitenkar­te in die Hand.

Heute wirbt der Sender auf seiner Website mit »Kultmodera­tor Bedo«, der in seinem »orientalis­ch angehaucht­en Studio« den Regisseur Fatih Akin, Bands wie Monrose und Orange Blue, die Schauspiel­erin Nora Tschirner sowie den Polit-Comedian Serdar Somuncu begrüßt hat: »Ich habe nie Lampenfieb­er, brauche keinen Text und kann immer reden.«

Wortreich erklären musste Bedo auch sein Engagement für die CDU: »Bei Türken und Deutschen lautet stets die erste Frage: Warum CDU?« 2012 trat er der Partei zum Erstaunen seiner sozialdemo­kratisch orientiert­en Familie bei. 2015 machte er sechs Monate Wahlkampf, verpasste aber auf Listenplat­z 25 den Einzug in die Bürgerscha­ft klar. Anfangs wurde er in seiner alevitisch­en Gemeinde dafür angefeinde­t, aber auch in der CDU musste er sich, vor allem bei den Senioren, erst einmal durchboxen. Warum also? »Ich habe ein schwarzes Hirn und eine grüne Seele.«

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Foto: Volker Stahl

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