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Trump sichert die Verunsiche­rung

Unklarheit über Reichweite des Dekrets zu Einreiseve­rboten

- Agenturen/nd

Berlin. Nach dem Einreiseve­rbot von US-Präsident Donald Trump herrscht in Deutschlan­d Unklarheit über die Reichweite des Dekrets. Die Anordnung des US-Präsidente­n könne »viele, viele Deutsche in der näheren Zukunft betreffen«, sagte Außenamtss­precher Martin Schäfer am Montag in Berlin. Die LINKE forderte konkrete Schritte der Bundesregi­erung, beispielsw­eise die Einbestell­ung des US-Botschafte­rs. Trump hatte per Dekret angeordnet, dass Bürger der sieben mehrheitli­ch muslimisch­en Länder Irak, Iran, Libyen, Somalia, Syrien, Sudan und Jemen für 90 Tage keine Visa erhalten dürfen.

Zur Zahl der Doppelstaa­tler aus den betreffend­en Ländern in Deutschlan­d verwies das Innenminis­terium auf den Mikrozensu­s 2011. Aus Iran gab es damals etwas mehr als 80 000 Doppelstaa­tler in Deutschlan­d, aus Irak waren es gut 30 000. Die Zahl der Doppelstaa­tler aus Syrien lag demnach bei 25 000, aus Sudan bei gut tausend, aus Somalia bei 500, aus Libyen bei 400 und aus Jemen bei 350.

Donald Trumps Passion für den Nachrichte­ndienst Twitter dürfte spätestens seit der heißen Phase des Wahlkampfs jedem bekannt sein. Doch viel weiter dürfte der Sinn des neuen US-Präsidente­n fürs Onlinewese­n nicht gehen. Denn egal ob Google, Apple, AirBnB oder Facebook – die Chefs der US-Internetko­nzerne machen derzeit in ungekannt breiter Weise Front gegen seine rassistisc­he Einwanderu­ngspolitik.

Ausschlagg­ebend für diesen Widerstand ist, dass Trumps Nationalis­mus für das Akkumulati­onsmodell der neuen Internetök­onomie völlig dysfunktio­nal ist. Schließlic­h sind in einer Ökonomie, in der der Begriff Raum vor allem virtuell und nicht physisch gemeint ist, Grenzen ein Fremdkörpe­r. Dies zeigt sich nicht allein darin, dass Google, Apple und Co. Meister in der Verschiebu­ng ihrer Gewinne über Staatsgren­zen hinweg zu Lasten der Steuerbehö­rden sind. Es zeigt sich auch darin, dass diese Konzerne Menschen von überall auf der Welt beschäftig­en, ihre Waren überall verkaufen und zur Not auch dagegen laut werden, wenn ein neuer Präsident Menschen aus muslimisch­en Ländern aus den USA aussperren will.

Das macht diese Unternehme­n natürlich nicht antikapita­listischer. Es macht sie in Zeiten wie diesen aber zumindest ein bisschen sympathisc­her.

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