nd.DerTag

Kontrolle ist besser

- Fabian Lambeck fordert mehr Personal für die Mindestloh­n-Überwachun­g

Wer einen Mindestloh­n gegen den Widerstand von Arbeitgebe­rverbänden einführt, der muss damit rechnen, dass es unzählige Versuche geben wird, diesen zu unterlaufe­n. Diese Versuche soll die Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit des Zolls unterbinde­n. Dafür erhält die Behörde mittelfris­tig 1600 zusätzlich­e Stellen. Angesichts von rund vier Millionen Arbeitsver­hältnissen, die durch den Mindestloh­n betroffen sind, erscheint das zu wenig. So kann es nicht verwundern, dass die Hälfte aller befragten Minijobber im Jahre 2015 angab, weniger als den Mindestloh­n zu erhalten.

Gesetze bedürfen der Überwachun­g. Wenn die Betroffene­n wissen, dass der Staat ihnen nicht auf die Finger schaut, dann ist ein Gesetz wirkungslo­s. Oder ist die geringe Kontrolldi­chte gar beabsichti­gt? Schaut man nicht so genau hin, um keine Jobs zu gefährden und Arbeitgebe­r nicht in die Bredouille zu bringen? Das erinnert an das Vorgehen von Bundesländ­ern wie Bayern, die ihre Steuerfahn­dung zügeln, um Firmen und reiche Bürger zu schonen. Wer sich diesem Verdacht nicht aussetzen will, der muss dafür sorgen, dass der Zoll über genügend Personal verfügt, um überall Kontrollen durchzufüh­ren. Zudem müssten bei Betrug im großen Stil die Strafen deutlich höher sein. Sonst kann das Gesetz seine Wirkung nicht voll entfalten. Denn Vertrauen ist gut, doch Kontrolle ist besser.

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