Umarmungen am Rio Bravo – statt Mauern
Familiäres Wiedersehen an der Grenze USA-Mexiko
São Paulo. Hunderte getrennte Familien haben sich an der Grenze USA-Mexiko für einen kurzen Augenblick in die Arme schließen können. In der Grenzstadt Ciudad Juárez wurde für fünf Minuten die Grenze geöffnet, wie die mexikanische Tageszeitung »El Universal« am Sonntag (Ortszeit) schreibt. Im trockenen Flussbett des Rio Bravo strömten mehr als Tausend oftmals seit Jahren getrennte Angehörige aufeinander zu. Die Aktion »Hugs not Walls« (Umarmungen statt Mauern) findet zum dritten Mal statt und wurde von dem privaten Verein »Red Fronteriza de Derechos Humanos« (Grenznetzwerk für Menschenrechte) initiiert.
Die Organisatoren wollen damit auch gegen den von US-Präsident Donald Trump verkündeten Bau einer Mauer entlang der etwa 3200 Kilometer langen Grenze protestieren.
»Die Grenzöffnung ist die beste Form, gegen die Migrationspolitik zu demonstrieren. Es ist unsere Art zu sagen, wir sind gegen eine Militarisierung der Grenze«, sagte Gabriela Castañeda, eine der Organisatoren. Die Beziehungen zwischen Mexiko und den USA basierten nicht nur auf Handel und Politik, erklärte Luis Carlos Díaz vom Organisationskomitee. Die Situation sei viel komplexer, es gehe um die Menschen und ihre Rechte.
Die Aktion wurde seit Monaten von Freiwilligen beider Länder organisiert. Die Initiative habe Schreiben von Familien erhalten, die schon sehr lange getrennt sind, erklärten die Organisatoren. Daraufhin sei der Kontakt mit den staatlichen Stellen mit der Bitte für eine kurze Begegnung aufgenommen worden. Insgesamt 1500 Familienangehörigen sei die Erlaubnis erteilt worden. In Gruppen organisiert trafen sich die Familien im trockenen Flussbett des Rio Bravo, der die Grenze zwischen Mexiko und den USA markiert. Viele der Angehörigen hatten sich Jahre nicht gesehen und waren stundenlang für das kurze Wiedersehen angereist.
In den USA leben aktuell rund 55 Millionen Hispanics, die meisten von ihnen wurden allerdings schon dort geboren. Unter ihnen stellen die Mexikaner mit Abstand die größte Gruppe dar: Allein zwischen 1965 und 2015 wanderten rund 16 Millionen Mexikaner aus. Etwa zwölf Millionen Auswanderer sind illegal in den USA, davon kommen rund acht Millionen aus Lateinamerika. USPräsident Trump hat angekündigt, diese Menschen zurückzuschicken.