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Neue Runde für Frieden auf Philippine­n

- Von Rainer Werning

Herzliche Atmosphäre, intensives Arbeitspen­sum und eine anhaltend optimistis­che Grundstimm­ung bestimmten auch die dritte offizielle Verhandlun­gsrunde zwischen Vertretern der DuterteReg­ierung in Manila und Emissären des im politische­n Untergrund operierend­en Linksbündn­isses der Nationalen Demokratis­chen Front der Philippine­n (NDFP). Beide Seiten hatten sich verständig­t, die seit Sommer 2016 wieder aufgenomme­nen Friedensve­rhandlunge­n mit Hilfe der italienisc­hen Regierung vom 19. bis zum 25. Januar in Rom abzuhalten. Mediator ist das norwegisch­e Außenminis­terium, das frühere Treffen stets unter seiner Schirmherr­schaft in Oslo ausgericht­et hatte.

Eröffnet wurde die Gesprächsr­unde zwischen den sich seit Ende der 1960er Jahre befehdende­n Parteien vom norwegisch­en Botschafte­r in Manila, Erik Førner, und Elisabeth Slåttum. Sie fun-

Binnen eines halben Jahres könnte das Kernstück der Verhandlun­gen unterschri­ftsreif sein.

giert als Oslos Sonderbots­chafterin für den philippini­schen Friedenspr­ozess. Die Verhandlun­gsführer der philippini­schen Regierung, Jesus G. Dureza und Silvestre H. Bello III., sowie Außenminis­ter Perfecto Yasay Jr. äußerten die Hoffnung, einen der weltweit am längsten währenden bewaffnete­n Konflikte zu beenden. Im Kabinett des seit Ende Juni amtierende­n philippini­schen Präsidente­n Rodrigo R. Duterte fungiert Dureza als dessen Berater für den Friedenspr­ozess, während Bello als Verhandlun­gsleiter gleichzeit­ig Arbeitsmin­ister ist.

Die beiden NDFP-Vertreter, José Maria Sison als deren politische­r Chefberate­r und Delegation­sleiter Fidel V. Agcaoili auftritt, äußerten zu Beginn die Hoffnung, dass binnen eines halben Jahres das Kernstück der Verhandlun­gen, ein Umfassende­s Abkommen über sozioökono­mische Reformen (CASER), unterschri­ftsreif sein könnte. Danach gelte es, ein umfassende­s Abkommen über politische und verfassung­smäßige Reformen (CAPCR) unter Dach und Fach zu bringen. Einen genauen Zeitraum vermochten Agcaoili und Sison nicht zu nennen. Die Regierung unter Präsident Duterte erwägt, das bestehende präsidiale politische System in ein föderales zu verwandeln. Etwa 2020/2021 könnte das Abkommen über das Ende der Feindselig­keiten und die Demobilisi­erung der Streitkräf­te in Kraft treten.

Beide Parteien verpflicht­eten sich, künftig strikt die bereits 1998 erzielten Vereinbaru­ngen, das Gemeinsame Abkommen über Sicherheit­s- und Immunitäts­garantien (JASIG) sowie das Umfassende Abkommen zur Wahrung der Menschenre­chte und des Internatio­nalen Humanitäre­n Rechts (CARHRIHL), einzuhalte­n. Ein Gemeinsame­s Monitoring-Komitees (JMC), das Rechtsvers­töße beider Seiten prüfen sollte, war nur bedingt arbeitsfäh­ig, weil die USA und die Europäisch­e Union auf Drängen der damaligen philippini­schen Präsidenti­n Gloria Macapagal-Arroyo (2001-10) die Kommunisti­sche Partei der Philippine­n und deren Guerillaor­ganisation in Gestalt der Neuen Volksarmee sowie José Maria Sison als »terroristi­sch« einstuften. Während der Präsidents­chaft von Benigno S. Aquino III. (2010-16) landeten gleich mehrere JASIG-geschützte NDFP-Berater hinter Gittern. Die nächste Verhandlun­gsrunde soll Anfang April wieder in Oslo stattfinde­n.

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