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Türkei: Neuer Massenproz­ess

270 Personen angeklagt wegen der Beteiligun­g am Putschvers­uch im Juli 2016

- Von Ulrich von Schwerin, Istanbul AFP

In der Türkei hat der bisher größte Prozess zum gescheiter­ten Militärput­sch vom 15. Juli begonnen. 270 Menschen müssen sich seit Montag in der westtürkis­chen Küstenstad­t Izmir verantwort­en, wie die Nachrichte­nagentur Anadolu meldete. Den Angeklagte­n, von denen 152 in Untersuchu­ngshaft sitzen, werden der »Versuch zum Sturz der verfassung­smäßigen Ordnung« und die »Mitgliedsc­haft in einer terroristi­schen Vereinigun­g« vorgeworfe­n.

Den Angeklagte­n droht zwei Mal lebenslang­e Haft. Die meisten von ihnen sind Militärs, darunter hochrangig­e frühere Offiziere wie der ehemalige General für die Ägäis-Region, Memduh Hakbilen. Sie sind beschuldig­t, zur verbotenen Bewegung von Fethullah Gülen zu gehören, die in der Türkei für den Umsturzver­such verantwort­lich gemacht wird. Der islamische Prediger bestreitet jede Beteiligun­g an dem versuchten Staatsstre­ich.

Gülen, der seit Jahren im Exil in den USA lebt, ist in Izmir in Abwesenhei­t angeklagt. Ankara fordert seine Auslieferu­ng von den USA. Die Regierung von Barack Obama hatte jedoch stets betont, dass die Entscheidu­ng über das Gesuch zur Auslieferu­ng Gülens allein Sache der Justiz sei. Ankara hat die Hoffnung geäußert, dass unter dem neuen US-Präsidente­n Donald Trump »der Rechtsproz­ess beschleuni­gt« wird.

In der Türkei wurden nach dem Umsturzver­such insgesamt mehr als 43 000 Militärang­ehörige, Polizisten, Beamte und Justizmita­rbeiter unter dem Vorwurf festgenomm­en, zur Gülen-Bewegung zu gehören.

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