Besser und sicherer reisen mit der App
Körperlich beeinträchtigte Menschen haben Programm der Deutschen Bahn mitentwickelt und testen es nun
Die Deutsche Bahn entwickelt mit »DB barrierefrei« eine App, die sich an den Bedürfnissen von Reisenden mit Behinderungen orientiert. Ein Prototyp ist derzeit in der Umsetzung. Anna ist eine der 1000 Personen, die seit einigen Wochen den Prototypen der App »DB barrierefrei« testet, um das Programm zu optimieren. Denn Anna ist eine Vielreisende. In manchen Zeiten legte die Diplomsozialpädagogin pro Jahr bis zu 22 000 Kilometer mit der Bahn zurück. Die engagierte Frau setzt sich als Mitglied der programmbegleitenden Arbeitsgruppe der Bahn dafür ein, Menschen mit Behinderungen ein barrierefreies und selbstbestimmtes Reisen zu ermöglichen. Für drei Wahlperioden war sie darüber hinaus auch für den Kundenbeirat der Bahn unterwegs.
Das Besondere daran: Anna ist von Geburt an blind. Und genau aus diesem »Blick«-Winkel heraus testet sie die App. Denn für sie und andere blinde und sehbehinderte Menschen ist es besonders wichtig, dass die Informationen zu den Reisen am Bahnsteig angesagt werden. Wenn sie nur angezeigt werden, kann Anna sie nicht wahrnehmen. Zudem braucht sie gute Blindenleitsysteme im Boden, um Bahnhofszugänge, Bahnsteige, Treppen, Reisecenter und anderes zu finden. Ebenso ist sie auf taktile Handbeschriftungen an Treppengeländern und deutliche Kantenmarkierungen von Treppen angewiesen. Das – und einiges mehr – ist momentan nicht überall, schon gar nicht auf kleinen Bahnhöfen, und oft nicht in ausreichendem Umfang vorhanden.
Ziel der App ist es, Kunden einen digitalen Reisebegleiter mit allen relevanten Informationen entlang ihrer Reisekette in einer für sie hilfreichen Form zur Verfügung zu stellen. Die App orientiert sich primär an den Bedürfnissen von Reisenden mit körperlichen und Sinnesbehinderungen, bietet jedoch im Sinne des Konzepts »Design für alle« auch anderen Reisenden einen Mehrwert.
Erfreulich ist dabei, dass Menschen mit Behinderungen tatsächlich an der Entwicklung der App in einem akti- ven Prozess von der ersten Idee bis zum Prototyp beteiligt wurden und werden. Anna konnte zum Beispiel für die Gruppe der blinden und sehbehinderten Menschen in mehreren Workshops zusammen mit anderen darüber debattieren, was sie für ein barrierefreies Reisen benötigt und wie die Umsetzung aussehen kann. Mit diesem Lösungsansatz eröffnen sich vollkommen neue und innovative Möglichkeiten einer reisebegleitenden Unterstützung.
Wenn Anna unterwegs ist, erhält sie über die Sprachausgabe ihres Smartphones Gleisinformationen etwa über Verspätungen. Bis Herbst 2017 ist in einem weiteren Schritt die Funktion »DB Service-Assistent« geplant, durch die blinde Reisende Auskunft und Unterstützung vom Zugpersonal erhalten sollen. Mittels ihres Smartphones könnte Anna ihr Anliegen direkt benennen, damit das Personal schnellstmöglich zur Stelle sein kann. Wichtige Informationen zu ihrer Reise würde sie als Text- oder Sprachnachricht direkt auf ihr Handy erhalten. Momentan ist die App ausschließlich für Nutzer von IOS-Geräten möglich. In der ersten Produktversion – voraussichtlich noch im ersten Quartal 2017 – soll es auch eine Android-Variante geben.
Doch die App soll nicht nur Vorteile für sehbehinderte Reisende bringen. Profitieren sollen auch Menschen mit Hörbehinderungen. Und für Reisende mit körperlichen Einschränkungen ist geplant, dass sie Informationen etwa über Aufzüge erhalten, wenn diese aktuell gestört sind. So könnten Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte schon im Voraus planen, welche Wege derzeit für sie nicht möglich sind und zumindest alternative Strecken in Betracht ziehen.
Ziel ist es, Kunden einen digitalen Reisebegleiter mit allen relevanten Informationen in einer hilfreichen Form zur Verfügung zu stellen.