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Hungerkris­en mit System

- Martin Ling über Folgen des Klimawande­ls am Horn von Afrika

Die Welternähr­ungsorgani­sation (FAO) warnt nicht ohne Grund: 17 Millionen Menschen sind am Horn von Afrika dringendst auf Nahrungsmi­ttelhilfe angewiesen, weil eine anhaltende Dürre die Ernteergeb­nisse vermiest hat. Die nächsten Regenfälle werden erst zwischen März und Mai erwartet. Es droht erneut eine Hungersnot.

Wetterextr­eme wie Dürren und Überschwem­mungen sind zwar einerseits Naturkatas­trophen, aber alle Klimaforsc­her betonen, dass die zunehmende Häufigkeit von Wetterextr­emen – wenn auch nicht das jeweilige Einzelerei­gnis – Ausdruck des Klimawande­ls sind, der durch die Treibhausg­asemission­en befeuert wird – die wiederum Ergebnis der menschenge­machten fossilen Produktion­sweise sind.

Alle paar Jahre folgt das Wetterphän­omen La Niña auf die Klimaanoma­lie El Niño, der erst im vergangene­n Jahr eine starke Dürre am Horn von Afrika zur Folge hatte. Nun schlägt La Niña zu. In manchen Regionen Ostafrikas hat es seit über einem Jahr nicht mehr geregnet. Zuerst stirbt das Vieh, dann der Mensch.

»Jetzt muss gehandelt werden«, lautete der Appell von Maria Helena Semedo von der FAO beim AU-Gipfel in Addis Abeba. Dabei wird es mit kurzfristi­ger Nothilfe – so sie denn überhaupt ausreichen­d mobilisier­t werden kann – nicht getan sein. Es bedarf eines langfristi­gen Plans zur Anpassung an die Folgen des Klimawande­ls der kompletten Sahelzone: insbesonde­re der Landwirtsc­haft. Zwar haben viele afrikanisc­he Länder den Klimawande­l als große Gefahr für ihre Entwicklun­g erkannt, doch gehandelt wird bestenfall­s zögerlich. Für die Entwicklun­gszusammen­arbeit gilt dasselbe. Wenn sich das nicht schnell ändert, werden die Hungerkris­en todsicher häufiger.

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