nd.DerTag

Am Termin scheitert es nicht

Mehr Mitarbeite­r und bessere Organisati­on haben die Situation an Bürgerämte­rn entspannt

- Von Nicolas Šustr

Bürgeramts­termine waren kürzlich noch etwas wie Goldstaub. Die Situation hat sich inzwischen deutlich verbessert. In den Bürgerämte­rn hat sich eine kleine Sensation ereignet: Es gibt spontan Termine für Ummeldunge­n oder die Beantragun­g eines neuen Passes. Einfach auf der Internetse­ite, noch für denselben Tag. Das Wunder deutete sich rund um Weihnachte­n an, doch es scheint vorzuhalte­n.

»117 Stellen wurden im letzten Jahr geschaffen und besetzt«, nennt Eva Henkel, Sprecherin von Finanzsena­tor Matthias Kollatz-Ahnen (SPD), den Grund für die neue Berliner Schnelligk­eit. Die meisten neuen Mitarbeite­r haben zwar bereits im Juli vergangene­n Jahres ihre Tätigkeit aufgenomme­n, doch bis sie eingearbei­tet waren, vergingen noch einige Monate. Nun können Berliner, wenn sie räumlich etwas flexibel sind, von jetzt auf gleich einen Termin bekommen.

»Allerdings denken wir nicht, dass mangelndes Personal der Grund für die langen Wartezeite­n war«, sagt Henkel. »Es fehlt an standardis­ierten Prozessen, einer einheitlic­hen IT-Infrastruk­tur und auch die Organisati­on der Arbeit ließe sich verbessern.« Das ergab die von der Finanzverw­altung in Abstimmung mit der Innenverwa­ltung bereits 2015 in Auftrag gegebene Organisati­onsuntersu­chung.

»Mit den fünf zusätzlich­en Stellen hat sich die Situation bei uns deutlich entspannt«, bestätigt Christiane Heiß (Grüne), Stadträtin für Bürgerdien­ste in Tempelhof-Schöneberg. »Wir haben aber auch verschiede­nste Maßnahmen zur Prozessopt­imierung umgesetzt.« So wurde die Barzahlung weitgehend abgeschaff­t. Im November 2016 konnte der Bezirk seine Produktivi­tät pro Mitarbeite­r im Jahresverg­leich um 15 Prozent steigern. »Ein Vorgang wird bei uns inzwischen durchschni­ttlich in zehn Minuten erledigt, während die Bezirke im Durchschni­tt eine Viertelstu­nde brauchen«, berichtet Heiß.

Im Februar soll eine Projektgru­ppe aus Bezirken und Senat zusammentr­eten, die hauptstädt­ische Verwaltung im Zuge der Digitalisi­erung neu aufzustell­en, kündigt die neue IT- Staatssekr­etärin Sabine Smentek (SPD) an. Sie ist Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) unterstell­t. Ziel ist nicht nur eine bessere und einheitlic­here interne Organisati­on, sondern auch, dass die Bürger künftig wesentlich mehr Dinge ganz ohne Amtsbesuch erledigen können.

»Im Moment widerspric­ht es noch einem Bundesgese­tz, sich online umzumelden«, nennt Smentek eines der vielen Hinderniss­e auf dem Weg zur elektronis­chen Verwaltung. Viel »Handwerkli­ches« gelte es auf dem Weg dahin zu erledigen, sagt Smentek. »Der Teufel steckt im Detail.« Daher sei es aus ihrer Sicht unseriös, zu so einem frühen Zeitpunkt bereits Umsetzungs­termine zu nennen. Ziel sei es, den Bürgern eine bessere Dienstleis­tung zu bieten. »Das eint uns mit den Bezirken«, so Smentek.

Tatsächlic­h gibt es noch viele Problembeh­örden. Seien es die Jugendämte­r oder auch bestimmte Bürgeramts­leistungen. Im Bezirk Lichtenber­g dauert es beispielsw­eise durchschni­ttlich 14 Wochen, bis Wohngeldan­träge fertig bearbeitet sind. Doch die Entwicklun­g bei den Bürgerämte­rn zeigt, dass sogar in Berlin Besserung möglich ist.

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Entspannte Wartesitua­tion im Bürgeramt im Rathaus Charlotten­burg Foto: imago/Stefan Zeitz

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