Ein schöner Lichtstreif
Nicolas Šustr Es ist noch gar nicht so lange her, als eine Mehrheit der Berliner dem rot-rot-grünen Senat in einer Umfrage nicht zutraute, die Situation an den Berliner Bürgerämtern – lange Schlangen und monatelange Wartezeiten auf einen Termin – nachhaltig zu verbessern. Natürlich ist die jetzige Koalition nicht verantwortlich für die sich nun offenbarenden Verbesserungen. Sie erntet die Früchte der Vorgängerregierung, die sich vor über einem Jahr anschickte, den sich lange anbahnenden Crash der Bürgerämter noch abzuwenden. Neue Software, bessere Organisation, mehr Mitarbeiter.
Bei vielen anderen Behörden ist es gar nicht so leicht, die benötigten Mitarbeiter überhaupt zu bekommen. »Das war nicht so ein großes strukturelles Problem, wie zum Beispiel bei Bauingenieuren«, sagt IT-Staatssekretärin Sabine Smentek (SPD). »Techniker insgesamt sind ein Problem«, sagt die Tempelhof-Schöneberger Stadträtin Christiane Heiß (Grüne). Auch den Jugendämtern wird die Bude nicht von Bewerbern eingerannt. Und das zu einer Zeit, in der sich die Mitarbeiter der überalterten Verwaltung in Massen in den Ruhestand verabschieden. Ohne eine bessere Bezahlung werden die Bezirke den Kampf um neue Mitarbeiter gegen die Konkurrenz von Bund und Senat nicht gewinnen, glaubt Heiß.
Gleichzeitig muss auch noch die lange verschleppte Digitalisierung der Behörden energisch angegangen werden. Zusammen mit den sehr eigenständigen Bezirken. »Wir fangen nicht bei Null an«, gibt sich Smentek optimistisch. Allzuweit weg von der Null ist die Verwaltung in vielen Bereichen allerdings nicht. Realistisch wird also einige Jahre über das Wie zwischen den Beteiligten gestritten werden. Die Früchte der bitter notwendigen Verwaltungsreform wird diese Regierung also nicht ernten.