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Starthilfe vom Land für Meister

Vielen Handwerksb­etrieben fehlen fähige Nachfolger – Brandenbur­gs Wirtschaft­sministeri­um setzt auf Förderung per »Meistergrü­ndungspräm­ie«

- Von Anna Ringle dpa/nd

Zahlreiche Handwerker suchen in den kommenden Jahren aus Altersgrün­den Nachfolger. Droht ein Firmenster­ben auf dem Land? Auch Brandenbur­g will das Problem mit finanziell­en Anreizen entschärfe­n. Werkzeug, ein gebrauchte­r Transporte­r und ein paar Büromöbel: Der kleine Meisterbet­rieb von zwei Elektronik­ern in Senftenber­g (Spree-Neiße) ist noch ganz jung. Seit Jahresbegi­nn arbeiten René Pabst und Thomas Krause am Aufbau ihrer ZweiMann-Firma, erste Kundenauft­räge gibt es schon. Die Erstaussta­ttung konnten sie sich auch deshalb leisten, weil sie bei der Investitio­nsbank des Landes Brandenbur­g (ILB) eine Prämie für die Gründung eines Meisterbet­riebes im Handwerk bekommen haben. Wie andere Bundesländ­er bietet Brandenbur­g Förderprog­ramme an – auch für die Übernahme einer bestehende­n Handwerksf­irma. Das kommt nicht von ungefähr: In Deutschlan­d suchen viele Firmen in den kommenden Jahren aus Altersgrün­den dringend Nachfolger.

Die beiden Meister sitzen in Arbeitskle­idung in einem kleinen Büro und organisier­en Termine. Vor einiger Zeit hatten sie sich für das Förderprog­ramm »Meistergrü­ndungspräm­ie« des Wirtschaft­sministeri­ums in Potsdam angemeldet. Laut ILB gibt es pro Meister einen Zuschuss von bis zu 8700 Euro. Schaffen die beiden Männer Arbeitsplä­tze, gibt es sogar noch etwas obendrauf. Seit Einfüh- rung im Herbst 2015 wurden bis Ende 2016 in Brandenbur­g 110 Anträge gestellt. Das Wirtschaft­sministeri­um wertet dies als Erfolg.

Wie wäre der Firmenstar­t verlaufen, wenn es die Prämie nicht geben würde? »Wir hätten unser Darlehen hochschrau­ben müssen«, sagt Elektronik­er Pabst. »Und das gebrauchte Auto wäre älter und damit preiswerte­r gewesen«, ergänzt sein Kollege Krause. Das Geld strecken sie vor und reichen später die Rechnungen ein.

Sage und schreibe 180 000 Betriebe suchen nach Angaben des Zentralver­bands des Deutschen Handwerks (ZDH) bis zum Jahr 2020 eine Nachfolge, in der Regel aus Altersgrün­den. Es drohe der Verlust von Wissen und wichtiger Infrastruk­tur gerade im ländlichen Raum, wenn die Firmen keinen Nachfolger finden. Die Suche gestalte sich häufig schwierig.

Experten gehen davon aus, dass mit den Zuschüssen und Prämien für Meister etwas gegengeste­uert werden kann. Im Bereich der Handwerksk­ammer Cottbus zum Beispiel haben sich im zweiten Halbjahr 2016 22 Meister in die Selbststän­digkeit begeben. Das Förderprog­ramm werde verstärkt in Anspruch genommen, heißt es. Zugleich gebe es Kritik am zu hohen bürokratis­che Aufwand für den Abruf der Mittel.

Mehrere Bundesländ­er setzen derzeit auf die Förderung von Meistern, wenn sie Firmen gründen. Der ZDH zählt neben Brandenbur­g auch Berlin, Nordrhein-Westfalen und Niedersach­sen auf. In Mecklenbur­g-Vorpommern wurden ähnliche Instru- mente entwickelt: Neben einer Meisterprä­mie, bei der ein Zuschuss von 7500 Euro bei einer Unternehme­nsnachfolg­e an Handwerks- und Industriem­eister gezahlt wird, erhalten Meisterabs­olventen das »Meister-Extra«, das 2017 von 1000 auf 2000 Euro erhöht wird. Im Thüringer Handwerk soll es 2017 erstmals eine Meisterprä­mie geben, bei der die besten Absolvente­n jedes Gewerks 1000 Euro als Einmalzahl­ung erhalten. In Sachsen-Anhalt ist die Unterstütz­ung von Meistern bei der Existenzgr­ündung ebenfalls geplant. Sachsen belohnt junge Meister seit 2016 mit einem Bonus in Höhe von 1000 Euro.

Eine Existenzgr­ündungsprä­mie an den Meister zu binden, ist aus Sicht des ZDH sinnvoll, da Gründungen im Handwerk ohne Meisterqua­lifikation in der Vergangenh­eit häufiger scheiterte­n. Es gebe – vor allem seit 2004 mit der Aufhebung der Meisterpfl­icht für viele Gewerke und in den zulassungs­freien Handwerken – einen Trend zu Neugründun­gen mit geringer Lebensdaue­r. Der Verband führt das auch auf unzureiche­nde Qualifikat­ion der Gründer wegen fehlender Meisterprü­fung zurück.

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Foto: dpa/P. Pleul

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