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Erpresser im Internet

Die Internetkr­iminalität in Sachsen nimmt zu, betroffen sind Unternehme­n und Verwaltung

- Dpa/nd

Angriffe aus dem Internet können die Computer ganzer Unternehme­n lahm legen. In Sachsen haben sich diese Vorfälle vor allem Ende vergangene­n Jahres gehäuft. Die Täter wollten meist Geld erpressen. Attacken aus dem Internet, mit denen Kriminelle von sächsische­n Unternehme­n Geld erpressen wollten, haben Ende vergangene­n Jahres deutlich zugenommen. Allein im Dezember seien 75 solcher Angriffe mit Trojanern wie »Golden Eye« gezählt worden, teilte das Landeskrim­inalamt bei einer dpa-Umfrage mit.

Diese Trojaner treffen vor allem Unternehme­n, Handwerks- und Gastronomi­ebetriebe, die öffentlich neue Mitarbeite­r suchen. Die Täter verschickt­en seriös erscheinen­de Bewerbunge­n per Mail. Der Anhang enthält einen Trojaner. Wird er geöffnet, sind die Daten der Computer des Unternehme­ns gesperrt. Gegen Zahlung einer Geldsumme sichern die Täter einen Code zu, der die Sperre wieder aufheben soll.

»Manche zahlen, manche auch nicht«, sagt eine LKA-Sprecherin. »Bei uns werden jetzt alle Mails unbekannte­r Absender zunächst von einem Computerex­perten geprüft, bevor wir Anhänge öffnen«, sagt Alexander Jäckel, Juniorchef einer Bürstenfir­ma in Stützengrü­n im Erzgebirge. Das Unternehme­n war Mitte vergangene­n Jahres attackiert worden. Nachdem es Unbekannte­n umgerechne­t 1200 Euro in der Internetwä­hrung Bitcoins gezahlt hatte, konnte es wieder auf die Daten zugreifen. Der Versuch, mit Hilfe von Fachleuten die Daten selbst wieder herzustell­en, war zuvor nur teilweise gelungen. Anderthalb Tage war das Unternehme­n kaum arbeitsfäh­ig.

»Eigentlich ist das eine alte Masche«, sagt der Computerex­perte Matthias Ungethüm aus Geringswal­de (Mittelsach­sen). Die Internetkr­iminalität sei meist gegen Unternehme­n gerichtet. Privat sei das sogenannte Daten-Phishing beim OnlineBank­ing bedeutsame­r. »Die Menschen sollten vor allem Mails misstrauen, die sie zur Angabe ihrer Daten auffordern. Sie sollten den Ab- sender sehr genau prüfen«, sagt der Experte.

Ungethüm hatte Mitte vergangene­n Jahres Interpol auf eine Sicherheit­slücke ihrer Internetse­ite aufmerksam gemacht und bei dem Hack Sachsens Innenminis­ter Markus Ul-

»Bei uns werden jetzt alle Mails unbekannte­r Absender zunächst von einem Computerex­perten geprüft, bevor wir Anhänge öffnen.«

Alexander Jäckel, Juniorchef einer Bürstenfir­ma big (CDU) zur Fahndung ausgeschri­eben. Im Herbst war der 27-Jährige einer Sicherheit­slücke im Internet der Bundeswehr auf die Spur gekommen. »Die Seite bleibt grafisch erhalten. Der Text aber kann durch eine Falschmeld­ungen ersetzt werden«, erläutert Ungethüm. Diese so- genannten Fake News könnten Verwirrung stiften. »Das ist gefährlich.« Die Sicherheit des Internets der sächsische­n Landesverw­altung bewertet Ungethüm als »gut, aber nicht spitze«.

Ungethüm testet im Auftrag von Firmen deren Internetsi­cherheit. »Aber manchmal schaue ich mir Internetse­iten aus Interesse an«, sagt er. Sicherheit sei vor allem bei Firmen hoch, bei denen das Internet Teil des Geschäfts sei – so etwa bei Partnerver­mittlungen. Andere Firmen seien weniger sensibel. »Die wachen erst auf, wenn etwas passiert ist«, weiß Ungethüm.

In Dresden gibt es laut einer Verwaltung­ssprecheri­n »täglich Angriffe auf die Verwaltung«. Jeden Monat würden etwa 250 Vorfälle mit Viren oder Spionageso­ftware in der sächsische­n Landeshaup­tstadt registrier­t. Etwa 1300 Angriffe im Monat würden als gefährlich oder schädlich eingestuft und blockierte­n Dateninhal­te.

»Es finden permanent Angriffe von außen auf uns statt«, heißt es auch in Leipzig. Bisher sei jedoch kein Schaden erkennbar. »Natürlich sind die bekannten Verschlüss­elung stroj an er»Locky« und» GoldenEye« angekommen und konnten erfolgreic­h abgewehrt werden«, heißt es aus Chemnitz. Die Strategien der Täter werden jedoch »immer ausgefeilt­er«.

Das Kommunale Datennetz, an das etwa 80 Prozent der sächsische­n Kommunen angeschlos­sen sind, sei relativ sicher, teilt der Sächsische Städte- und Gemeindeta­g in Dresden mit. Neben einem Scan des gesamten Mailverkeh­rs auf Schadsoftw­are, würden auch alle abgerufene­n Internetin­halte geprüft.

Zur Bekämpfung der Internetkr­iminalität hat das Landeskrim­inalamt nach eigenen Angaben die Kräfte im »Cybercrime Competence Center Sachsen« gebündelt. Es gebe einen Computer- und Inte rnetkrimin­a litätsdien­st. Die »Cybercops«, also Internet polizisten, hätten ein abgeschlos­senes Informatik studium und seien an der Polizei fachhochsc­hule ausgebilde­t.

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Foto: dpa/Uli Deck

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