Sicher kein merklicher Verlust
Zu »Ernst Moritz Arndt«, 21./22.1., S. 27
Schon einmal, zum Kriegsende 1945 verlor die Greifswalder Universität zeitweilig ihren 1933 durchaus aus freien Stücken angelegten Namen »Ernst Moritz Arndt«. Weil aber in den Augen der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) dieser kein »Faschist« war, so wie in Halle »Luther« und in Jena »Schiller« auch nicht, behielt auch die Universität Greifswald ihren Namen zu DDRZeiten, was niemals irgendwie weiter problematisiert wurde.
Sofort nach 1990 begannen westdeutsche Historiker mit der Belehrung und »Aufarbeitung« dieses historisch-politisch sicher problematischen Namenspatrons. Doch die ministerielle Namensverleihung durch Göring ist nur eine äußerliche Amtshandlung. Das eigentliche Problem dieser demonstrativen Namenssuche 1933 liegt vielmehr in Greifswald selbst und ihrer schon frühzeitig nationalsozialistisch gesinnten und formierten Professorenund Studentenschaft. Dazu wurden schon jahrelang, seit 1919 vor allem Arndt, aber auch Fichte nationalistisch in Anspruch genommen, was 1933 in der Bücherverbrennung auch in Greifswald wider dem »undeutschen Geist« gipfelte.
Langjähriger Ideengeber und Wegbereiter dieser Namensgebung ist einer der schlimmsten NS-Philosophen, Hermann Schwarz (18641951), der bis 1933 in Greifswald lehrte. Von ihm stammt die entscheidende Begründungsschrift zum »Geist der Ernst Moritz Arndt-Universität« (Greifswald 1933) in der Arndt bereits auf reaktionärste (völkische und deutsch-nationale) Weise vorgestellt und missbraucht wurde. Der eigentliche Antragsstellung erfolgte am 4. April d. J. durch die Greifswalder Kreisgruppe des Stahlhelm bzw. »Bundes der Frontsoldaten« (vertreten durch den Kirchenhistoriker Glawe) über den damaligen Rektor an den NS-»Reichsminister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung«, Rust. Und die einzige politische Begründung der von Gö- ring dann unterschriebenen Urkunde lautete: EMA habe »als Student und Hochschulprofessor stets für die Freiheit, die Ehre und die Macht des Deutschen Vaterlandes in erster Front gekämpft«, weshalb die Namensverleihung auch unverzüglich erfolgen könne.
Zu DDR-Zeiten wurde Arndt durchaus mehrfach historisch-kritisch gewürdigt und wiederum, wie auch Fichte, nationalgeschichtlich und hinsichtlich der antinapoleonischen Befreiungskriege ziemlich »patriotisch« bedacht. Sein zeitbedingter militanter »Franzosenhass«, leider aber auch unsäglicher Antisemitismus, auf den natürlich so niemals verwiesen wurde, standen da nicht im Vordergrund.
Das wird nun wenig historisch ausgewogen heuer ganz in den Mittelpunkt gestellt und kostet der Universität Greifswald nun ihre gut 80jährige Namensbeigabe; sicher kein merklicher Verlust bei einer über 560-jährigen universitären Gesamtgeschichte.
Da ich mit Klaus Huhn bis kurz vor seinem Tod in engem E-MailKontakt stand, kann ich nur bestätigen, dass er bis zuletzt im Rahmen seiner Kräfte – im Rollstuhl sitzend – wie ein »Berserker« literarisch gearbeitet hat. »Was kann ich denn sonst noch tun, außer zu schreiben? Ich bin ja körperlich stark eingeengt.« Das waren seine Worte dazu.
Mit ihm geht ein wertvoller Schatz an Wissen und Erfahrung unserer Historie und Sportgeschichte verloren. Die über 200 Taschenbücher aus dem von ihm begründeten »SPOTLESS«-Verlag sind ein Fundus für Interessierte. Dabei blieb er nicht bei sportlichen Berichten und Wertungen stehen. Gut, dass er uns diesen Nachlass erarbeitet hat. Und danke an die nd-Redaktion, dass sie ihr Urgestein so fair gewürdigt hat! elle Programm der Funkzentrale unserer Schule, das über ein Lautsprechersystem verbreitet wurde, nicht aus.
Es war 1967 oder 1968, als ein Schulkamerad zunächst einen Mittelwellensender baute, der funktionierte, dessen Qualität aber nicht so besonders war. Deshalb entstand alsbald ein kleiner UKW-Sender, und der war im Schulgelände und auch noch ein paar Querstraßen weiter ganz gut zu hören. Das haben wir mit einem Kofferradio auch ausprobiert. Abends wurde dann ab 21 Uhr aktuelle Rockmusik gesendet und locker-flippig angesagt. Dabei wurde erfolgreich gesichert, dass Erzieher und unsere Nachtwache nichts mitbekamen.
Nach kurzer Zeit sprach allerdings ein unauffälliger Herr bei der Schulleitung vor. Unmittelbar danach sagte unser Physiklehrer zu Beginn einer Unterrichtsstunde, dass staatliche Organe nach einem Sender suchten, der möglicherweise sogar den Funkverkehr des nahen Flughafens Schönefeld stören könnte. Wir sollten doch mal ins Internat (das war nur 100 Meter entfernt) gehen und dafür sorgen, dass da nichts ist, was zu einem Verdacht Anlass geben könnte. Dafür gab er uns die Stunde frei. Mein Klassenkamerad nahm den Sender auseinander und die Angelegenheit verlief im Sande.
Letztendlich haben wir eine Menge Glück gehabt, und wir hatten offenbar Lehrer, die uns verständnisvoll geschützt haben.