Weiter attraktiv – trotz Niedrigzinsen
Bausparen für junge Leute
Der Streit um die Kündigung alter Verträge verdeckt: Neue Bausparverträge können sich auszahlen. Schon ab dem 16. Geburtstag. Ergo: Vor allem für junge Menschen ist das Bausparen weiterhin attraktiv. Die niedrigen Zinsen können zu einer Existenzkrise der Bausparkassen führen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der auf Finanzdienstleistungen spezialisierten Beratungsgesellschaft Zeb in Hamburg. Demnach entstünden den 20 Bausparkassen im Jahr 2022 Verluste von 1,1 Milliarden Euro, sollten die Zinsen weiterhin niedrig bleiben und die Institute keine Gegenmaßnahmen ergreifen.
Die Bausparkassen antworten mit Kündigungen alter, hochverzinster Verträge. Im Zinstief nutzen Bausparer ihre alten Verträge aber auch als Sparschwein, Darlehen wollen sie nicht. Sparschweintaktik wie Kündigungsorgien überdecken: Der Bausparvertrag ist vor allem für jüngere Leute weiterhin attraktiv. Und ganz ohne Stress.
Ein Bausparvertrag ist eine Kombination aus einem Sparplan und einem Immobiliendarlehen. Am Anfang legen Sie eine Bausumme fest. Etwa 30 bis 50 Prozent davon sollten Sie zunächst selbst ansparen. Über den Rest können Sie ein Darlehen beantragen – zu einem festen Zins. In dieser Form ist der Bausparvertrag »eine Versicherung gegen steigende Zinsen«, sagt ein Sprecher des unabhängigen Ver- braucherportals Finanztip. Dafür ist die Verzinsung der Sparphase normalerweise gering.
Ein Vertrag lohnt sich, wenn Sie den Baukredit auch tatsächlich in Anspruch nehmen und die Bauzinsen bis zur Zuteilung des Darlehens deutlich steigen. Genau damit rechnen aber viele Experten. Die Niedrigzinsphase dürfte zwar noch jahrelang anhalten, aber schon im kommenden Jahr könnten die Zinsen langsam zu steigen beginnen. Dafür kann die Europäische Zentralbank (EZB) sorgen, wenn sie 2017 die Zinswende einleitet. Auch das erwarten viele Analysten von Banken und Sparkassen. Geburtstagsgeschenk von Vater Staat Der Bausparvertrag ist in Deutschland ein geradezu geliebtes und entsprechend weit verbreitetes Finanzprodukt. Ende 2015 gab es rund 30 Millionen Verträge. Damit besitzen drei Viertel der Haushalte zwischen Rügen und den Alpen ei- nen solchen Vertrag. Als reiner Sparvertrag ist der Bausparvertrag vor allem für junge Leute eine gute Lösung. Zwar sind die Zinsen mickrig. Doch mit dem 16. Geburtstag besteht Anspruch auf eine staatliche Wohnungsbauprämie!
Zu diesem Zeitpunkt wird zwar kaum jemand wissen, ob er in einigen Jahren ein preiswertes Darlehen zum Bau eines Hauses braucht. Viele Bausparverträge werden aber gar nicht zu diesem Zweck abgeschlossen, sondern als Sparvertrag.
Der Reiz des Bausparens als Geldanlage erwächst aus den staatlichen Zuschüssen. Von der staatlichen Förderung profitieren kann jeder ab 16 Jahren, dessen Einkommen eine bestimmte Grenze nicht übersteigt. Wer weniger als 25 600 Euro Einkommen im Jahr hat (Verheiratete und eingetragene Lebenspartner gemäß Lebenspartnerschaftsgesetz 51 200 Euro), bekommt eine Prämie. Die Einkommensgrenze bezieht sich auf das zu »versteuernde Einkommen«. Und das kann wesentlich niedriger sein als das Bruttoeinkommen.
Jugendliche erhalten die Wohnungsbauprämie bereits, wenn sie nur 50 Euro im Jahr auf ihren Bausparvertrag einzahlen. Maximal können sie sich 512 Euro (Verheiratete 1024 Euro) im Jahr mit 8,8 Prozent fördern lassen. Das entspricht einer jährlichen Prämie von genau 45,06 Euro (90,12 Euro).
Rund 45 Euro sind zwar keine Riesensumme. Aber die Prämie wird von »Vater Staat« immerhin zehn Jahre lang gewährt – macht im Ergebnis 450 geschenkte Euro.
Das geförderte Guthaben können Sparer im Wesentlichen für den Bau oder Kauf der eigenen vier Wände verwenden. Aber auch für viele andere Dinge, die fest mit einem Haus verbunden sind: zum Beispiel eine Einbauküche oder neue Bodenbeläge. Durchaus attraktive Angebote Wer jedoch bei Vertragabschluss jünger als 25 Jahre ist, kann nach sieben Jahren frei über das Geld inklusive der Wohnungsbauprämie verfügen. »Dann genießen diejenigen Welpenschutz«, scherzt ein Sprecher der LBS, Bausparkasse der Sparkassen. Auch wenn Sie voll erwerbsunfähig oder arbeitslos werden, bleibt Ihnen die Wohnungsbauprämie erhalten. Wenn Sie versterben sollten und Ihr Vertrag gekündigt wird, erhalten Ihre Erben die Förderung.
Viele Bausparkassen bieten jungen Kunden zudem Rabatte oder verzichten auf Abschlussgebühren. Andere werben mit Sonderprämien oder etwas höheren Zinssätzen. Finanztipp empfiehlt Tarife der BHW, Signal Iduna und LBS Hessen-Thüringen. Und sollte sich die Lebensplanung ändern, gibt es ja bei Bedarf doch noch die Chance auf einen günstigen Kredit.