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Agenda für eine schnelle Abschiebun­g

Merkel legt Plan zur Rückführun­g abgelehnte­r Asylbewerb­er vor / EU-Bericht zur »Flüchtling­sverteilun­g«

- Von Stefan Otto

Angela Merkel hat ihre Agenda in der Migrations­politik für die kommenden Monate gesetzt: Mit einem 16-Punkte-Plan will sie die Zahl der Rückführun­gen erhöhen. Als die Bundesregi­erung im Dezember und im Januar zwei Sammelabsc­hiebungen nach Kabul koordinier­te, handelte es sich zweifellos um einen demonstrat­iven Akt. Die Regierung wollte die Rechtsstaa­tlichkeit unter Beweis stellen. Ist ein Asylverfah­ren durchlaufe­n worden und wurde darüber negativ entschiede­n, müsse auch die Rückführun­g erfolgen – selbst in einen Staat wie Afghanista­n, wo an vielen Orten die Taliban in Kämpfe mit Regierungs­truppen verwickelt sind.

»Wir wissen alle, dass wir bei der Rückführun­g mehr tun müssen«, bekräftigt­e Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Rande ei- nes Koalitions­treffens am Montag noch einmal. Um die Zahl der Abschiebun­gen zu beschleuni­gen, hat die Bundesregi­erung nun einen 16-Punkte-Plan ausgearbei­tet, den sie den Ministerpr­äsidenten auf einem Bund-Länder Treffen am Donnerstag vorlegen will.

Die Bundesregi­erung will demnach ein »gemeinsame­s Zentrum zur Unterstütz­ung der Rückkehr« einrichten, wie »Spiegel online« berichtete. Unter der Leitung des Bundesinne­nministeri­ums sollen künftig Sammelabsc­hiebungen organisier­t werden. In einem zweiten Schritt könnten »Bundesausr­eisezentre­n« geschaffen werden, in denen abgelehnte Asylbewerb­er in den »letzten Tagen oder Wochen« vor ihrer Abschiebun­g zentral untergebra­cht werden sollen, schreibt das Magazin. Bislang ist dies innerhalb der Koalition höchst umstritten, die SPD lehnt ein solches Vorhaben ab. Des Weiteren soll laut Medienberi­chten die Abschiebeh­aft für ausländisc­he Gefährder erleichter­t werden sowie die Abläufe, mit denen Ärzte die »Reisefähig­keit« vor einer Abschiebun­g feststelle­n, verbessert werden, damit Rückführun­gen reibungslo­s ablaufen.

Ob die Ministerpr­äsidenten jedoch diesen weitreiche­nden Plänen zustimmen werden, ist fraglich. Bundesländ­er mit den Grünen und der LINKEN in Regierungs­beteiligun­g kündigten zuletzt an, Abschiebun­gen nach Afghanista­n nicht mehr mittragen zu wollen. Auch die Menschenre­chtsorgani­sation Pro Asyl kriti- sierte an den Plänen der Kanzlerin, dass der Bund insbesonde­re mit einem Ausreiseze­ntrum seinen Einfluss vergrößern wolle. Das wäre ein Schritt zu einem »Zentralsta­at«, sagte Pro-AsylGeschä­ftsführer Günter Burkhardt. Er erinnerte daran, dass die föderale Struktur »aus guten historisch­en Gründen geschaffen worden sei«.

Große Herausford­erungen in der Flüchtling­spolitik gibt es weiterhin auch auf europäisch­er Ebene. Insbesonde­re bei der Umverteilu­ng hapert es; lediglich 1682 Schutzbedü­rftige wurden von Griechenla­nd und Italien aus in andere EU-Mitgliedss­taaten gebracht, teilte die Europäisch­e Kommission am Mittwoch mit. Ob sie gegen Staaten vorgehen werde, die sich einer Umverteilu­ng verweigern, ließ der Vizekommis­sionspräsi­dent Frans Timmermans offen. Diese Möglichkei­t werde jedoch im März in Erwägung gezogen.

Ob die Bundesländ­er diesen weitreiche­nden Plänen zustimmen werden, bleibt fraglich.

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