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Neuberline­r

- Von Nicolas Šustr

Abgeordnet­er im Leipziger Stadtrat, Parlamenta­rier im sächsische­n Landtag, Mitglied im Verwaltung­srat der Sächsische­n Aufbaubank. Das sind einige Stationen der politische­n Vita von Sebastian Scheel. Das LINKEN-Mitglied soll neuer Wohn-Staatssekr­etär in Berlin werden. Sein Lebensweg unterschei­det sich deutlich von dem seines Vorgängers Andrej Holm, der Mitte Januar, nach fünf Wochen, sein Amt aufgab. Die Dauerdebat­te um falsche Angaben zu seiner begonnenen Stasi-Ausbildung in einem Personalfr­agebogen spitzte sich fast bis zum rot-rot-grünen Koalitions­bruch zu.

Nun also ein Profipolit­iker, der zuletzt Geschäftsf­ührer der Linksfrakt­ion im sächsische­n Landtag war. Der 1975 im brandenbur­gischen Wriezen geborene Scheel wuchs in Frankfurt (Oder) auf. Kurz nach der Wende kommt er mit den Mormonen in Kontakt, die zu jener Zeit missionier­end durch das postsozial­istische Heidenland ziehen. Er wird sogar Priester, doch 1995 ist das schon wieder vorbei, sagte er einst der »Zeit«. Ein Jahr später wohnt er in Leipzig, studiert Politik, Volkswirts­chaft und Philosophi­e – und tritt in die LINKE ein. 1999 wurde er in den Stadtrat gewählt, fünf Jahre später wurde er Landtagsab­geordneter.

Sebastian Scheel liebt gute Anzüge, italienisc­he Schuhe und ed- le Füller. Teure Autos übrigens auch. Die »Bild« versuchte, ihn als Salon-Bolschewik­en zu stilisiere­n. Einige in der LINKEN fanden das damals lustig, andere etwas irritieren­d.

Eleganz ist für ihn nicht alles. »Mit Verlaub, Herr Präsident, sie sind ein Arschloch«, dieses berühmte Joschka-Fischer-Zitat schleudert­e Scheel 2016 dem sächsische­n Landtagspr­äsidenten Matthias Rößler (CDU) im Streit um die Tagesordnu­ng entgegen. Mit Wohnungspo­litik hatte der künftige Staatssekr­etär noch nicht so viel am Hut. Er kennt sich vor allem mit Finanzen aus, was in der Politik nicht der schlechtes­te Hintergrun­d ist. An Verwaltung­sfragen dürfte er nicht scheitern. Das Vertrauen der Berliner stadtpolit­ischen Gruppen wird er sich erst erarbeiten müssen.

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Foto: dpa/Arno Burgi Am Äußeren von Sebastian Scheel haben Makler nichts auszusetze­n.

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