Neuberliner
Abgeordneter im Leipziger Stadtrat, Parlamentarier im sächsischen Landtag, Mitglied im Verwaltungsrat der Sächsischen Aufbaubank. Das sind einige Stationen der politischen Vita von Sebastian Scheel. Das LINKEN-Mitglied soll neuer Wohn-Staatssekretär in Berlin werden. Sein Lebensweg unterscheidet sich deutlich von dem seines Vorgängers Andrej Holm, der Mitte Januar, nach fünf Wochen, sein Amt aufgab. Die Dauerdebatte um falsche Angaben zu seiner begonnenen Stasi-Ausbildung in einem Personalfragebogen spitzte sich fast bis zum rot-rot-grünen Koalitionsbruch zu.
Nun also ein Profipolitiker, der zuletzt Geschäftsführer der Linksfraktion im sächsischen Landtag war. Der 1975 im brandenburgischen Wriezen geborene Scheel wuchs in Frankfurt (Oder) auf. Kurz nach der Wende kommt er mit den Mormonen in Kontakt, die zu jener Zeit missionierend durch das postsozialistische Heidenland ziehen. Er wird sogar Priester, doch 1995 ist das schon wieder vorbei, sagte er einst der »Zeit«. Ein Jahr später wohnt er in Leipzig, studiert Politik, Volkswirtschaft und Philosophie – und tritt in die LINKE ein. 1999 wurde er in den Stadtrat gewählt, fünf Jahre später wurde er Landtagsabgeordneter.
Sebastian Scheel liebt gute Anzüge, italienische Schuhe und ed- le Füller. Teure Autos übrigens auch. Die »Bild« versuchte, ihn als Salon-Bolschewiken zu stilisieren. Einige in der LINKEN fanden das damals lustig, andere etwas irritierend.
Eleganz ist für ihn nicht alles. »Mit Verlaub, Herr Präsident, sie sind ein Arschloch«, dieses berühmte Joschka-Fischer-Zitat schleuderte Scheel 2016 dem sächsischen Landtagspräsidenten Matthias Rößler (CDU) im Streit um die Tagesordnung entgegen. Mit Wohnungspolitik hatte der künftige Staatssekretär noch nicht so viel am Hut. Er kennt sich vor allem mit Finanzen aus, was in der Politik nicht der schlechteste Hintergrund ist. An Verwaltungsfragen dürfte er nicht scheitern. Das Vertrauen der Berliner stadtpolitischen Gruppen wird er sich erst erarbeiten müssen.