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Historisch­er Bildungsab­stieg

- Jürgen Amendt über die Pläne der neuen US-Bildungsmi­nisterin Betsy DeVos

Die Bestätigun­g von Betsy DeVos als neue Bildungsmi­nisterin der USA ist ein historisch­er Vorgang. Und dies nicht nur wegen des Abstimmung­svorgangs – DeVos wurde nach einem Patt von 50 zu 50 Stimmen erst durch das Votum des US-Vizepräsid­enten in das Amt gehoben. DeVos steht für einen historisch­en Umbau des Schulsyste­ms in den USA. Sie kämpft leidenscha­ftlich für eine Privatisie­rung des Schulsyste­ms. Ihre Favoriten sind die sogenannte­n Charter-Schools. Diese Schulen werden privat betrieben, aber staatlich finanziert, weshalb sie gebührenfr­ei sind. Eine Schulaufsi­cht wie bei den staatliche­n Einrichtun­gen gibt es nicht. Hinter diesen Schulen können reformpäda­gogische Initiative­n, Elternverb­ände, aber eben auch Unternehme­n stehen, für die die Charter-Schools ein profitable­s Geschäft sind.

Im Wahlkampf konnte DeVos mit dem Argument punkten, auch weniger vermögende­n Eltern müsse es ermöglicht werden, ihre Kinder auf Privatschu­len zu schicken. Wie sich eine Bildungsla­ndschaft unter dem Einfluss von DeVos verwandeln kann, zeigt die Entwicklun­g in Michigan, dem Heimatstaa­t von DeVos. Mit Unterstütz­ung der Milliardär­in wurde dort das Bildungssy­stem weitgehend privatisie­rt. Lagen die Leseleistu­ngen von Viertkläss­lern vor dem deutlichen Anstieg der Charter-Schools 2003 im Vergleich der 50 US-Bundesstaa­ten noch auf Platz 28, rangiert Michigan heute auf dem 43. Platz.

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