Ditib zu Gesprächen in Ankara
Spitzelvorwürfe bringen Islamverband in Bedrängnis
Ankara. Nach Spitzelvorwürfen gegen Imame der türkisch-islamischen Union Ditib berät der Verbandsvorstand nun in Ankara über mögliche Konsequenzen. Die rotgrüne Regierung in NordrheinWestfalen verlangt eine lückenlose Aufklärung der Vorwürfe gegen Imame des größten Islam-Dachverbands in Deutschland. Integrationsminister Rainer Schmeltzer (SPD) drohte am Mittwoch mit einer Aufkündigung der Zusammenarbeit, wenn es nicht schnell Bewegung bei der Ditib gebe.
»Ein friedliches Miteinander funktioniert nur mit einer Institution, die nicht aus Ankara fremdgesteuert ist«, bekräftigte der Minister in Düsseldorf. Die Organisation müsse auch darauf verzichten, in Deutschland eingesetzte Imame weiter von der Türkei bezahlen zu lassen. Mit Ausnahme der islamischen Seelsorge durch Imame in den Haftanstalten liege die Kooperation mit der Ditib in allen anderen Regierungsressorts derzeit auf Eis, bilanzierte Schmeltzer.
Mitglieder des Ditib-Vorstands trafen sich am Mittwoch mit der türkischen Religionsbehörde Diyanet. »Kölner Stadt-Anzeiger« und »Rheinische Post« hatten zuerst über ein Krisentreffen in Ankara berichtet. Aus der nordrhein-westfälischen Regierung hieß es, man sei über das Gespräch in Kenntnis gesetzt worden. Die Ditib äußerte sich zunächst nicht näher.
Ditib-Imame sollen Namen von angeblichen Gülen-Anhängern nach Ankara geliefert haben. Der Prediger Fethullah Gülen gilt in der Türkei als Staatsfeind, seine Anhänger werden rigoros verfolgt.