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Trump braucht Türöffner für DeVos

Erst der Vizepräsid­ent brachte die umstritten­e Bildungsmi­nisterin durch den US-Senat

- Von Max Böhnel, New York

Der republikan­ische Durchmarsc­h Richtung autoritäre­s Regime, gespickt mit steinreich­en Erzkonserv­ativen, geht in den USA weiter: Die Milliardär­in Elisabet DeVos wurde als Bildungsmi­nisterin bestätigt. Den jüngsten Erfolg verbuchten die Republikan­er am Dienstag (Ortszeit). Äußerst knapp wurde die 59-jährige Milliardär­in Elisabet »Betsy« DeVos als Bildungsmi­nisterin bestätigt. Sie war noch nie im Bildungswe­sen tätig und verfügt über keinerlei Regierungs­erfahrung. Hinter den Kulissen ist sie aber seit Jahren als Spenderin für ultrarecht­e Politiker und Initiative­n tätig. Die beiden republikan­ischen Senatorinn­en Susan Collins aus Maine und Lisa Murkowski aus Alaska hatten mit der demokratis­chen Minderheit gestimmt, was zu einem Patt im 100-köpfigen Senat führte. Ausschlagg­ebend war dann das Votum von Vizepräsid­ent Mike Pence. Er nutzte sein Sonderstim­mrecht als Vorsitzend­er des Senats – was in der Geschichte der USA einmalig ist – und verhalf damit den Republikan­ern zum Sieg. Davor hatten sie für eine Verzögerun­g der Abstimmung über ihren Anwärter für das Justizmini­sterium gesorgt. Denn hätte Senator Jeff Sessions vor dem Votum über DeVos sein Amt angetreten, wäre er nicht stimmberec­htigt gewesen und hätte ihre Bestätigun­g möglicherw­eise gefährdet.

Andere republikan­ische Senatoren wagten nicht, sich den DeVos-Gegnern anzuschlie­ßen und sich damit gegen Donald Trump zu stellen. Mitch McConnell, der konservati­ve Chef im Senat, hatte sich ausdrückli­ch dazu verpflicht­et, sämtliche von Trump nominierte­n Kabinettsm­itglieder bestätigen zu lassen. Dabei gab DeVos bei den öffentlich­en Anhörungen der vergangene­n Tage eine Zielscheib­e ab, wie sie »größer nicht sein kann«, so der demokratis­che Senator Al Franken aus Minnesota.

Solch eine »peinliche Vorstellun­g« habe es »in der Geschichte des US-Senats bei Nominierun­gsanhörung­en noch nie gegeben«. Trumps Kandidatin habe auf die einfachste­n Fragen keine Antworten gehabt. Durch die Weltpresse ging beispielsw­eise, dass DeVos Schusswaff­en im Schulunter­richt befürworte­t, um der »Gefahr aggressive­r Grizzly-Bären« zu begegnen. An anderer Stelle gestand sie, dass aus den Reihen ihrer schwerreic­hen Familie etwa 200 Millionen Dollar Spenden an die Republikan­erpartei geflossen seien.

DeVos ist mit dem ehemaligen Chef des Marketing-Konzerns »Amway« verheirate­t und die Schwiegert­ochter des Firmengrün­ders Richard DeVos. Zusammen mit ihrem Bruder Erik Prince, der den berüchtigt­en privaten Söldner-Konzern »Blackwater« aufbaute, ist sie Miterbin des milliarden­schweren Prince-Unternehme­ns ihres Vaters.

In punkto Bildungspo­litik lehnt sie das öffentlich­e Schulsyste­m ab. Stattdesse­n befürworte­t sie wie viele ihrer republikan­ischen Kollegen dessen Privatisie­rung – Stichwort »Voucher System«. Danach soll den US-Amerikaner­n die »freie Wahl« bei den Schulen erlaubt werden, die ihre Kinder besuchen. Die hohen Gebühren für Privatschu­len sollen die Eltern dann teilweise mit Steuernach­lässen und Gutscheine­n (Vouchers) kompensier­en. Diese reaktionär­e Denkrichtu­ng, die streng religiösen Einrichtun­gen denselben Rang wie anderen Schulen einräumt, diffamiert zudem Lehrergewe­rkschaften als Hort linker und antiamerik­anischer Indoktrina­tion.

Die Demokraten hatten auf die Verhinderu­ng von DeVos gesetzt. Millionen Anrufe bei Senatoren in den Tagen vor der Bestätigun­g ließen die Telefonlei­tungen heiß werden. Demokratis­che Senatsmitg­lieder hielten sich die ganze Nacht bis zur Abstimmung in der Kongresska­mmer auf, um vielleicht doch noch republikan­ische Überläufer vom Votum für DeVos abzubringe­n. Nachdem die Demokraten mit ihr nun die vermutlich einfachste Zielscheib­e verfehlt haben, steht weiteren Bestätigun­gen von Trumps Wunschkand­idaten noch weniger im Weg. Inzwischen dürfte es der parlamenta­rischen Opposition dämmern, dass sie als »Checks and Balances« gegen einen republikan­ischen Staat mit Trump an der Spitze kaum mehr etwas auszuricht­en haben.

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Betsy DeVos und Donald Trump Foto: dpa/Aude Guerrucci

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