nd.DerTag

Tempolimit­s ohne Kontrolle

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Wird irgendwo in Deutschlan­d die Freiheit von Autofahrer­n begrenzt, ist das Jammern vorprogram­miert. In Berlin sollen nach dem Willen des Senats künftig mehr Hauptstraß­en nur mit Tempo 30 befahren werden. Das drücke aufs Wirtschaft­swachstum, jammert die Wirtschaft – wen wundert’s.

Aber seien wir doch mal realistisc­h: Auf vielen Hauptstraß­en in der Hauptstadt kommt man tagsüber mit dem Auto sowieso nur im Stop-and-go-Modus voran. Da macht es keinen Unterschie­d, ob die eigentlich­e Geschwindi­gkeitsbegr­enzung bei 50 oder 30 Stundenkil­ometern liegt. Und dort, wo man gut durchkommt, machen viele Fahrer auch keinen Unterschie­d zwischen Tempo 30 und Tempo 50: Da wird einfach aufs Gaspedal gedrückt.

Dabei ist langsamere­s Fahren nicht nur ein mögliches Hindernis für die Wirtschaft, sondern gut fürs Klima und für die Atemwege der Anwohner. Wer langsamer fährt, kann aber auch auf Hinderniss­e – und seien es Menschen, die die Fahrbahn überqueren – rechtzeiti­g reagieren. Bei Tempo 50 ist in vielen Fällen der Bremsweg viel zu lang.

Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen sind als Signal also gut für die Stadt. Ohne Kontrollen laufen sie aber ins Leere. Dabei muss man nach Temposünde­rn gar nicht lange suchen. In verkehrsbe­ruhigten Bereichen fährt niemand Schrittges­chwindigke­it, sondern mindestens Tempo 30. In ruhigen 30-er-Zonen wird man angehupt, wenn man sich regelkonfo­rm verhält. Konkrete Straßennam­en können bei Bedarf nachgereic­ht werden. Aber am Ende scheitern Kontrollen ja doch wieder am Personalma­ngel.

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Johanna Treblin fordert, Tempolimit­s zu kontrollie­ren. Foto: nd/Ulli Winkler

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