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Das Fahrrad wird 200

Erfolgssto­ry: Heute steht in zwei Dritteln aller Haushalte ein Velo

- Jig

An einem Junitag des Jahres 1817 unternahm Karl Freiherr von Drais die erste Fahrt auf seiner »Laufmaschi­ne«: Von Mannheim bis zur Schwetzing­er Relaisstat­ion lief der Forstbeamt­e auf einem aus Eschenholz gefertigte­n Gefährt mit 27-Zoll-Rädern, Schleifbre­mse und Gepäckträg­er hinter dem höhenverst­ellbaren Sattel.

Dank späterer Verbesseru­ngen wie Kurbel, Luftreifen und Gangschalt­ung legte das Fahrrad im 20. Jahrhunder­t eine Erfolgssto­ry hin. Dem Freiherrn und seiner Erfindung wird anno 2017 an verschiede­nen Orten gehuldigt, so mit großen Ausstellun­gen wie »2 Räder – 200 Jahre Geschichte im »Technoseum« Mannheim (bis 25. Juni), im Deutschen Fahrradmus­eum in Bad Brückenau (Unterfrank­en) oder ab September im Verkehrsmu­seum Dresden.

Selbst im Auto-besessenen Deutschlan­d hat das Verkehrsmi­ttel Fahrrad ordentlich Karriere gemacht. Laut Zweirad-IndustrieV­erband (ZIV) rollen heute hierzuland­e 72 Millionen Fahrräder über die Straßen, womit die 45 Millionen Pkw zumindest nominell klar übertrumpf­t werden. Weltweit sollen mittlerwei­le mehr als anderthalb Milliarden Fahrräder regelmäßig im Einsatz sein. Längst wird mit Velos ordentlich Umsatz gemacht: Mehr als fünf Milliarden Euro setzt die deutsche Fahrradind­ustrie laut ZIV jährlich um, mehr als vier Millionen Räder werden pro Jahr verkauft.

In 68,5 Prozent der Haushalte gibt es mindestens ein Fahrrad. Stolze 98 Prozent der Deutschen können Radfahren, das geht aus dem 2015 fürs Bundesverk­ehrsminist­eriums erstellten »Fahrradmon­itor« hervor. Mit der Umfrage, die alle zwei Jahre abgehalten wird, soll die Umsetzung des »Nationalen Radverkehr­splans 2020« überprüft werden. Im Plan wird ein Radverkehr­santeil von 15 Prozent als Ziel formuliert.

Allerdings zeigte der »Fahrradmon­itor« vor fast zwei Jahren einen bedenklich­en Trend auf: Gegenüber 2011 fiel die Beliebthei­t des Fahrrads von »gut« auf das Niveau »befriedige­nd«: Während im Jahr 2011 nur 34 Prozent angegeben hatten, so gut wie nie aufs Fahrrad zu steigen, waren es vier Jahre später schon 38 Prozent. Fast die Hälfte der Radfahrer fühlt sich laut »Fahrradmon­itor« demnach im Straßenver­kehr nicht sicher: Zwei Drittel der Befragten bemängeln »zu wenige Radwege« und insgesamt »zu viel Verkehr«.

Verglichen mit solchen Vorzeigena­tionen wie den Niederland­en oder Dänemark, wo fast ein Drittel des individuel­len Straßenver­kehrs mit dem Velo zurückgele­gt wird (30 Prozent), ist das Land des Fahrraderf­inders noch ziemlich rückständi­g: Hierzuland­e liegt der Anteil bei etwa zehn Prozent.

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