nd.DerTag

Brüsseler Hauptquart­ier

- Olaf Standke über die Militarisi­erung der Europäisch­en Union

Was da am Montag in Brüssel beschlosse­n wurde, heißt im EU-Sprech »Militärisc­he Planungs- und Führungsfä­higkeit«. Die Belliziste­n in der Union hätten natürlich lieber ein »Hauptquart­ier«. Aber das klingt zu sehr nach Europäisch­er Armee und gegen den Aufbau einer solchen gibt es Widerständ­e in diversen Mitgliedsl­ändern. Aber die Keimzelle ist so oder so da, auch wenn ihre Aufgaben jenseits der EU-Grenzen offiziell erst einmal auf den Ausbildung­sbereich und »nicht-exekutive« Einsätze ohne Waffengewa­lt beschränkt werden. Doch das ist nur ein erster Schritt, man werfe einen Blick in die Grundsatzp­apiere der »Friedensma­cht« EU aus jüngster Vergangenh­eit. »Exekutive« Missionen wie die Anti-Piratenmis­sion »Atalanta« oder die Marinemiss­ion »Sophia« im Mittelmeer, bisher durch Hauptquart­iere in Mitgliedst­aaten geleitet, dürften folgen. Und der Rahmen für eine weiter gefasste Kooperatio­n interessie­rter Staaten im Militärber­eich ist schon gesetzt. Bisher wurde diese im EU-Vertrag verankerte »ständige strukturie­rte Zusammenar­beit« nur noch nie genutzt. Brexit, Trump und Russland werden als Steilvorla­gen für eine Militarisi­erung der Europäisch­en Union genutzt, die auf mehr Geld für länderüber­greifende Rüstungsbe­schaffung und Waffenfors­chung setzt. Ein detaillier­ter Plan soll beim Gipfel zum 60. Jahrestag der Unterzeich­nung der Römischen Verträge auf dem Tisch liegen.

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