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Premier von Laos ohne Luxusauto

Auf Sparkurs deutsche Limousinen versteiger­t – und Kettensäge­n beschlagna­hmt

- Von Alfred Michaelis, Vientiane

Der Hammer fällt, als die stattliche Zahl von 1,33 Milliarden Kip aufgerufen wird. Das entspricht ziemlich genau 150 000 Euro. Gezahlt wurden sie für einen BMW 730 Li Baujahr 2012. Keinen gewöhnlich­en, sondern den früheren Dienstwage­n des laotischen Premiermin­isters Thongloun Sisoulith. Als ein Zeichen der Sparsamkei­t hatte der Politiker angeregt, dass alle Partei- und Staatsfunk­tionäre auf ihre Luxusautos ausschließ­lich deutscher Produktion verzichten und künftig mit preiswerte­ren Toyota Camry vorlieb nehmen.

Nun kamen in der Hauptstadt Vientiane die ersten 14 Luxusfahrz­euge zur Versteiger­ung. Die sieben 7er BMW und sieben S-Klasse Mercedes brachten dem Staatshaus­halt insgesamt umgerechne­t 1,3 Millionen Euro. Die spektakulä­re Maßnahme war begleitet worden von einem entspreche­nden Erlass, der die Fahrzeugbe­reitstellu­ng für die Landesführ­ung neu regelt. Für Top-Kader bleibt es dabei nicht bei einem Vehikel. Zu der geräumigen japanische­n Limousine gesellt sich ein »Jeep« bis 4500 Kubikzenti­meter, ein Land-Cruiser aus dem Haus Toyota, sowie ein Pick-UpKleinlas­ter.

Doch Aufmerksam­keit hat der Premier mit dem ungewöhnli­chen Schritt allemal erregt. Viele Menschen sehen ein gutes Zeichen in einer Zeit, in der das Land in immer größeres Defizit rutscht und die Regierung es als harte Aufgabe ansieht, Gehälter der Staatsdien­er pünktlich zu zahlen.

Sparsamkei­t ist dringend geboten. Seit Jahren bleiben die Haushaltse­innahmen deutlich unter den Plan- vorgaben, was nicht zuletzt sehr kreativem Umgang mit Steuerpfli­chten zu verdanken ist. Nicht selten unter aktiver Mitarbeit staatliche­r Bedienstet­er. Das macht einige Posten so lukrativ, dass Leute viel Geld dafür zahlen, an diese Stellen zu kommen. Auf der anderen Seite werden Preise für staatliche Investitio­nsvorhaben künstlich aufgebläht oder Projekte gänzlich erfunden. Die Kontrollbe­hörde des Landes berichtete über Veruntreuu­ngen in mehrstelli­ger Millionenh­öhe. Schon dass darüber offen gesprochen wird, ist neu in der Volksrepub­lik. Premier Thongloun, so heißt es, meine es ernst. Die ersten korrupten Staatsdien­er wurden vor Gericht gebracht, andere ihrer Ämter enthoben oder strafverse­tzt.

Nicht nur Korruption und Amtsmissbr­auch hat der Premier offen den Kampf ansagt. Auch einem anderen jahrzehnte­langen Missstand rückt der promoviert­e Außenpolit­iker Thongloun Sisoulith mit neuer Energie rigoros zu Leibe: dem illegalen Einschlag und Handel tropischer Edelhölzer. Es wurden nicht nur die Forstbestä­nde des noch waldreiche­n Landes immer stärker gelichtet, sondern dem Staat entgingen auch Unsummen an Einnahmen. Nun werden Sägewerke geschlosse­n, massenweis­e Kettensäge­n konfiszier­t, Fahrzeuge kontrollie­rt und Holz beschlagna­hmt. Auf der Gegenseite jedoch treibt die Aktion die Preise weiter nach oben, was neben wachsendem Risiko auch die Gewinne steigen lässt.

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