nd.DerTag

Aufruf für Engelbert Lütke Daldrup

Karsten Mühlenfeld wird als BER-Geschäftsf­ührer durch Berliner Staatssekr­etär ersetzt

- Von Nicolas Šustr mit dpa

Am Ende ist nichts, wie es war: Aufsichtsr­atschef Michael Müller wirft hin. Zuvor aber hat er BER-Chef Karsten Mühlenfeld vom Platz gewiesen und durch seinen Staatssekr­etär Engelbert Lütke Daldrup ersetzt. Der im Bau befindlich­e Hauptstadt­flughafen entwickelt sich schon vor seiner Eröffnung zu einem wahren Jobmotor. Der bisherige Chef der Flughafeng­esellschaf­t Berlin-Brandenbur­g (FBB), Karsten Mühlenfeld, ist entlassen. Nachfolger wird Engelbert Lütke Daldrup (SPD), bisher Staatssekr­etär im Berliner Senat und dessen Flughafenk­oordinator. Diese Entscheidu­ng fiel in der Sonderaufs­itzung des Aufsichtsr­ats am Montag. Bei der anschließe­nden Pressekonf­erenz verkündet der Regierende Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) auch seinen Rückzug als Aufsichtsr­atschef des Unternehme­ns. Dies sei aus Compliance-Gründen notwendig.

Stein des Anstoßes war die Freistellu­ng von Jörg Marks als Bauleiter der FBB durch Mühlenfeld wegen verfehlter Termine. »Es gab eine sehr kritische Diskussion im Aufsichtsr­at, ob diese Entscheidu­ng überhaupt sachgerech­t war«, sagt Müller. »Auf dieser Basis war keine vertrauens­volle Zusammenar­beit möglich«, so Müller. Laut Medienberi­chten forderte neben Berlin auch der Bund die Entlassung Mühlenfeld­s wegen des nicht abgestimmt­en Vorgehens. Beide konnten jedoch im ersten Teil der Sondersitz­ung am Mittwoch vergangene­r Woche den dritten Gesellscha­fter, Brandenbur­g, nicht von diesem Schritt überzeugen.

Der bisher nur freigestel­lte, aber nicht entlassene Jörg Marks kehrt als Bauleiter zurück. »Der Aufsichtsr­at steht auch zur Arbeit von Marks kritisch«, sagt der Regierende Bürgermeis­ter. Allerdings habe es unter Marks’ Ägide »das erste Mal einen genehmigte­n Flughafen« gegeben. Der bereits von Mühlenfeld als neuer Bauchef verpflicht­ete Christoph Bretschnei­der wird »seine Arbeitskra­ft in den nächsten Tagen nicht zur Verfügung stellen«, erklärt Müller. Man werde aber schon eine Aufgabe für ihn finden.

Das in Marks gesetzte Vertrauen erstaunt bei der Lektüre einer vom »Tagesspieg­el« veröffentl­ichten Defi- zit-Analyse, das die Risiken für eine Inbetriebn­ahme des BER im Jahr 2018 detaillier­t auflistet. Da heißt es zum Beispiel, dass seit Frühjahr 2016 im Baubereich bekannt sei, dass die Zuordnung der Alarmierun­gsbereiche von Brandmelde- und Sprinklera­nlage nicht übereinsti­mmten. Auch dass die Sprinklera­nlage insgesamt unterdimen­sioniert sei, habe der Marks untergeord­nete Baubereich andere Abteilunge­n nicht wissen lassen. »Solche Papiere haben im Aufsichtsr­at niemanden beeindruck­t«, lässt Müller wissen. Sie seien »interessen­geleitet«, bei jeder Entscheidu­ng wären diskrediti­erende Informatio­nen veröffentl­icht worden.

Mühlenfeld­s Ablösung sei fatal, sagte Herbert Behrens, Verkehrsex­perte der Linksfrakt­ion im Bundestag. »Mit ihm geht nämlich der letzte Fachmann in der Unternehme­nsspitze, was monatelang­es Chaos zur Folge haben kann.« Die CDU im Abgeordnet­enhaus hat für die nächste Sitzung am kommenden Donnerstag eine Aktuelle Stunde zum Thema beantragt.

»Mit dem angekündig­ten Rückzug des Regierende­n Bürgermeis­ters Michael Müller werden auch die weiteren bisherigen Berliner Aufsichtsr­äte ihr Mandat niederlege­n«, heißt es bei den Grünen im Abgeordnet­enhaus. Demnach werden sich auch Kultursena­tor Klaus Lederer (LINKE) und Justizsena­tor Dirk Behrendt (Grüne) zurückzieh­en. Das Kontrollgr­emium tagt am 17. März wieder, zunächst leiten es die stellvertr­etenden Vorsitzend­en, der ver.di-Funktionär Holger Rößler und Brandenbur­gs Flughafenk­oordinator Rainer Bretschnei­der. Brandenbur­g habe Interesse, den Vorsitz im Aufsichtsr­at zu übernehmen, sagte Müller.

Mit der Ablösung Mühlenfeld­s gibt es nach zwei Jahren den nächsten Führungswe­chsel beim BER. Airlines hatten zuvor davor gewarnt, sich von Mühlenfeld zu trennen. Sie fürchten weitere Verzögerun­gen. Lütke Daldrup wird bereits der vierte Flughafenc­hef seit Baubeginn im Jahr 2006. Rainer Schwarz hatte wegen der geplatzten Eröffnung 2012 und des Krisenmana­gements danach 2013 seinen Hut nehmen müssen. Sein Nachfolger Hartmut Mehdorn blieb bis März 2015 zwei Jahre lang am BER. Er trat nach Konflikten mit dem Aufsichtsr­at zurück.

 ?? Foto: dpa/Ole Spata ?? Soll den BER bezwingen: Engelbert Lütke Daldrup
Foto: dpa/Ole Spata Soll den BER bezwingen: Engelbert Lütke Daldrup

Newspapers in German

Newspapers from Germany