nd.DerTag

Der sanfte Populismus siegt

Mark Ruttes Rechtslibe­rale gewinnen mit klarem Vorsprung niederländ­ische Wahlen

- gsp

Berlin. Der niederländ­ische Ministerpr­äsident und Wahlsieger Mark Rutte bejubelte am Mittwochab­end den Sieg über den Islamfeind Geert Wilders. Aus Berlin, Paris und Brüssel kamen Glückwünsc­he.

Ruttes Rechtslibe­rale kamen nach dem vorläufige­n Endergebni­s auf 21,3 Prozent, deutlich dahinter die Freiheitsp­artei von Wilders mit 13,1 Prozent. Da Ruttes bisheriger Koalitions­partner, die Sozialdemo­kratische Partei der Arbeit, auf ein historisch­es Tief abrutschte, wird wahrschein­lich eine Koalition aus vier Parteien geschmiede­t werden. Das kann dauern. Auf der linken Seite des Parteiensp­ektrums konnte die Sozialisti­sche Partei ihr Ergebnis von 2012 mit 9,2 Prozent fast halten. GroenLinks legte stark zu und kam auf 8,9 Prozent.

Die Erleichter­ung darüber, dass Wilders, der lange die Umfragen anführte, abgeschlag­en hinter Ruttes VVD landete, scheint jedoch teuer erkauft. Rutte selbst sagte am Mittwochab­end: »Nach dem Brexit und nach den Wahlen in den USA haben die Niederland­e halt gesagt zu dieser falschen Art des Populismus.« Das schließt ein, dass es einen richtigen Populismus gibt. Und in der Tat hatte Rutte selbst rechtspopu­listische Töne angeschlag­en. Im eigenen Land gab er den EuroSkepti­ker, in Brüssel den EUFreund, zudem bediente er ausländerf­eindliche Ressentime­nts. Seine harte Haltung im Streit um Auftritte türkischer Politiker dürfte ihm ebenfalls in die Karten gespielt haben. Insgesamt hatten im Wahlkampf mehrere Parteien die Forderunge­n der rechtspopu­listischen Freiheitsp­artei aufgegriff­en – wenngleich zumeist in einer sanfteren Variante.

»Rutte ist mich noch lange nicht los«, twitterte Geert Wilders. Damit dürfte er recht haben. Den Kampf um die politische Debattenho­heit hatte er schon vor der Wahl gewonnen.

 ?? Foto: dpa/Daniel Reinhardt ?? Demonstran­t mit Maske des Rechtspopu­listen Geert Wilders
Foto: dpa/Daniel Reinhardt Demonstran­t mit Maske des Rechtspopu­listen Geert Wilders

Newspapers in German

Newspapers from Germany