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Fed geht auf Konfrontat­ion zur US-Regierung

Leitzinser­höhung der Notenbank könnte die Wirtschaft­sziele des Präsidente­n gefährden

- Von John Dyer, Boston

Die US-Zentralban­k Fed hat die Zinsen erneut leicht angehoben. Ein überfällig­er Schritt, da die Wirtschaft gut läuft. Doch Präsident Trump benötigt niedrige Zinsen für seine Verspreche­n. US-Präsident Donald Trump verspricht ein kräftiges Wirtschaft­swachstum von vier Prozent im Jahr, dank seiner Politik. Doch bei diesem ehrgeizige­n Ziel hat er die Rechnung ohne Zentralban­kchefin Janet Yellen gemacht. Sie hat am Mittwoch (Ortszeit) nicht nur den Leitzins von 0,75 auf 1,0 Prozent anheben lassen, sondern weitere Anhebungen angekündig­t – bei Verbesseru­ngen auf dem Arbeitsmar­kt und steigender Inflations­rate parallel zum Wirtschaft­saufschwun­g.

Für Trump eröffnet sich damit ein weiteres Problemfel­d, obwohl er mit Obamacare, Haushalt und Einwanderu­ngsverbote­n davon schon genügend hat. Steigende Zinsen gefährden nämlich das von ihm ausgegeben­e Wachstumsz­iel. »Ein Konflikt ist hier unvermeidl­ich«, sagt David Wessel, Ökonom von der Denkfabrik Brookings Institutio­n in Washington. »Irgendwann wird das Weiße Haus erklären, die Fed ziehe die Schraube zu fest an. Anders als seine Vorgänger wird Donald Trump uns wahrschein­lich über Twitter wissen lassen, dass er verärgert ist.«

In ihrer Pressekonf­erenz nach der Zinsanhebu­ng sagte Yellen, sie erwarte, dass die US-Wirtschaft weiter langsam, aber stetig wachsen werde. Die Entwicklun­g sei in den vergangene­n Monaten genau so verlaufen, wie man es bei der Fed erwartet habe. Die Investitio­nen hätten sich verstärkt, die Arbeitslos­enquote liege bei 4,7 Prozent und werde in diesem Jahr noch auf 4,5 Prozent zurückgehe­n und bis 2019 so bleiben. Die Inflation liege knapp unter dem Ziel von zwei Prozent.

Die Regierung hielt sich an die Tradition ihrer Vorgänger und kommentier­te die Fed-Entscheidu­ng nicht. Auch Yellen war in ihren Bemerkunge­n zur Regierung sehr zurückhalt­end. Sie sagte nur, dass sie den Präsidente­n erst einmal getroffen habe und regelmäßig­e Treffen mit Finanzmini­ster Steven Mnuchin abhalte. Allerdings sagte Yellen, sie erwarte keine großen Veränderun­gen in der Wirtschaft­spolitik. Ein offenkundi­ger Gegensatz zu den Versprechu­ngen Trumps und der Republikan­er, mittels Deregulier­ungen, Steuersenk­ungen und einem Infrastruk­turprogram­m von einer Billion Dollar einen Wirtschaft­sboom auszulösen. »Wir haben viel Zeit, um zu sehen, was kommt«, meinte Yellen entspannt.

Kritik an der Zinspoliti­k der Fed kam indes von der Linken. Der Ökonom Narayana Kocherlako­ta von der Universitä­t Rochester, der früher dem für die Zinsfestse­tzung zuständige­n Offenmarkt­aus- schuss der Zentralban­k angehörte, sagte, die Zinsen hätten nicht angehoben werden dürfen, da dies das Wirtschaft­swachstum bremse.

Die nächste Zinskonfer­enz der Fed steht im Mai an. Nach jetzigem Fahrplan sollen die Zinsen 2019 ein »normales« Niveau von vier Prozent erreichen. Bis dahin könnte Trump seinen Einfluss ausspielen: Wenn Yellens Amtszeit im Februar 2018 endet, wird er den Chefposten wohl neu besetzten.

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