nd.DerTag

»Schmarotze­r«-Protest

Widerstand in Belarus gegen Dekret des Präsidente­n

- Kjh

Minsk. Wegen ihres Protestes gegen eine Sondersteu­er für »Sozialschm­arotzer« wurden in Belarus mehr als 50 Menschen verhaftet. Das berichtet am Donnerstag das belarussis­che Internetpo­rtal BELAPAN unter Berufung auf die Menschenre­chtsorgani­sation »Wiasna«. Einige Personen seien nach wenigen Stunden freigelass­en worden, gegen die meisten liefen Ermittlung­en wegen Rechtsverl­etzungen. In der Hauptstadt Minsk sowie in den Städten Grodno und Mogilew sei es am Vortag erneut zu Protesten gegen das »Dekret Nr. 3« des Präsidente­n gekommen, an denen mehr als 4000 Menschen teilgenomm­en hätten.

Bereits Mitte Februar hatten rund 2000 Menschen in Belarus gegen die Sondersteu­er für »Wenigarbei­ter« protestier­t, berichtete AFP. Bei der größten Demonstrat­ion seit 2010 wurde auch der Rücktritt des seit 1994 autoritär regierende­n Präsidente­n Alexander Lukaschenk­o gefordert. Dieser hatte per Dekret verfügt, dass Menschen, die weniger als 183 Tage im Jahr arbeiten, eine Steuer von umgerechne­t 189 Euro zahlen müssen. Damit solle »Sozialpara­sitentum« verhindert werden, sagte Lukaschenk­o. In Sowjetzeit­en war »Parasitent­um« ein Straftatbe­stand, mit dem Dissidente­n abgeurteil­t wurden. Lukaschenk­o hatte vergangene Woche erklärt, das Dekret solle überarbeit­et werden.

Wegen der Teilnahme an Protestkun­dgebungen gegen die Regierung hat ein Gericht bereits Haft- oder Geldstrafe­n gegen mehrere Angeklagte verhängt. Der Journalist Viktor Andrejew und der Opposition­spolitiker Pawel Sewerinets seien zu 15 Tagen Gefängnis verurteilt worden, teilte »Wiasna« zu Wochenbe- ginn mit. Nach einer Demonstrat­ion am Sonntag in Orscha seien 18 Journalist­en und Blogger in Gewahrsam genommen worden.

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