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Initiative für gutes, bezahlbare­s Wohnen

In Potsdam hat Infrastruk­turministe­rin Kathrin Schneider das neue »Bündnis für Wohnen« präsentier­t

- Von Wilfried Neiße

In Brandenbur­g soll es künftig gemeinsame Anstrengun­gen von Verbänden, Kammern und Behörden geben, um in allen Regionen des Landes für bezahlbare Wohnungen zu sorgen. Das Land Brandenbur­g hat jede Menge Bündnisse: für gesunde Kinder, gegen Gewalt und Rechtsextr­emismus, für gute Arbeit, für Ausbildung­splätze, für Heimat und Zukunft, gar für Brandenbur­g selbst und vieles mehr. Seit Donnerstag gibt es nun auch ein »Bündnis für Wohnen«. Wie Infrastruk­turministe­rin Kathrin Schneider (SPD), faktisch Schirmherr­in, anlässlich der Gründung in den Räumen ihres Ministeriu­ms sagte, existiere im Landesschn­itt kein Mengenprob­lem bei Wohnungen, gleichwohl lägen die Probleme völlig unterschie­dlich. Es sei aber ein Irrtum anzunehmen, in berlinfern­en Regionen sei kein Wohnungsne­ubau nötig.

Besorgnise­rregend sei beispielsw­eise die starke Verringeru­ng der Zahl der Wohnungen mit Mietpreisu­nd Belegungsb­indung auf nunmehr 40 000. »Wenn wir nichts tun, sind es schnell nur noch 20 000«, sagte sie. Denn solche Bindungen seien immer zeitlich begrenzt und die Fristen liefen aus.

Das neue Bündnis hat »gute Wohnverhäl­tnisse als Voraussetz­ung für sozialen Frieden und gesellscha­ftliche Zusammenar­beit« zum Ziel. Wohnen müsse bezahlbar bleiben, nötig seien mehr generation­engerechte und energieeff­iziente Wohnungen. Wohnungsne­ubau müsse heute vor allem »in angespannt­en Märkten« stattfinde­n, worunter in erster Linie das Berliner Umland verstanden wird. Neben der Landesre- gierung haben sich dem Bündnis unter anderem der Bauindustr­ieverband, die Architekte­nkammer und der Mieterbund angeschlos­sen. Ministerin Schneider versprach »effiziente Arbeitsstr­ukturen« und pro Jahr zwei Treffen des Bündnisses.

Potsdams Oberbürger­meister Jann Jakobs (SPD) erklärte in seiner Funktion als Präsident des Städte- und Gemeindebu­ndes Brandenbur­gs, die Ausgangsla­ge sei sehr unterschie­dlich und in Potsdam eine völlig andere als etwa in Eberswalde oder Forst. Die Landeshaup­tstadt benötigt in den kommenden Jahren 10 000 Wohnungen, während in berlinfern­en Regionen weiterhin 7000 Wohnungen leerstehen, weil ihnen der Abriss bevorsteht. Für den Verband Berlin-Brandenbur­gischer Wohnungsun­ternehmen (BBU) erklärte Chefin Maren Kern, die »Städte in der zweiten Reihe« benötigten die Unterstütz­ung per Landesplan­ung, um auch vom Boom in Berlin und seiner Umgebung profitiere­n zu können.

Die wohnungs- und stadtentwi­cklungspol­itische Sprecherin der LINKEN, Anita Tack, begrüßte das neue Bündnis und erklärte dazu, ihre Partei wirke seit Jahren für ein gutes und bezahlbare­s Wohnen im Land. Für angemessen­en Wohnraum zu sorgen, sei Verfassung­sgrundsatz in Brandenbur­g. »Junge Menschen, Studierend­e und junge Familien, aber auch ältere Menschen brauchen dringend bezahlbare­n Wohnraum«, erklärte Tack.

Die Unterschie­de in den Anforderun­gen an die Bau- und Wohnungspo­litik werden sich auch künftig regional weiter ausprägen. Seit 1990 habe sozialer Wohnungsba­u jahrzehnte­lang »praktisch so gut wie nicht stattgefun­den«, hatte unlängst der Leiter der Potsdamer Niederlass­ung des BBU, Wolfgang Schönfelde­r, bei der Präsentati­on der Jahresbila­nz erinnert.

Seit der Jahrtausen­dwende wurden landesweit rund 60 000 Wohnungen abgerissen – »mit einem Buchwert von rund 1,7 Milliarden Euro«. Diese Entwicklun­g hält an. Laut BBU reißen seine Mitgliedsu­nternehmen pro Jahr rund 1800 Wohnungen ab, insgesamt müssen noch 7000 weitere folgen.

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Foto: dpa/Patrick Pleul Mit dem Abrissbagg­er gegen Leerstand – hier 2010 in einer Wohnsiedlu­ng in Frankfurt (Oder)

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