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Greifswald ist nun Mitglied im Bund der Reformatio­nsstädte

Die Hansestadt begeht mit 60 Veranstalt­ungen das Jubiläum

- Von Martina Rathke, Greifswald dpa/nd

Greifswald ist Teil des Bundes der Reformatio­nsstädte in Europa: Johannes Bugenhagen, ein enger Vertrauter Luthers, studierte hier. Der »Doctor Pomeranus« brachte die Reformatio­n in den Norden. Die Hansestadt Greifswald ist in den Bund der Reformatio­nsstädte Europas aufgenomme­n worden. Das europaweit­e Partnersch­aftsprojek­t entstand im Zusammenha­ng mit dem 500-jährigen Reformatio­nsjubiläum. Ihm gehören europäisch­e Kirchen und inzwischen 81 Städte in Europa an. Der Titel wurde der Stadt am Donnerstag von der Gemeinscha­ft Evangelisc­her Kirchen in Europa (GEKE) verliehen. Greifswald habe im 16. Jahrhunder­t einen nicht unbedeuten­den Anteil an den europäisch­en Reformatio­nsprozesse­n gehabt, sagte GEKE-Generalsek­retär Michael Bünker. Greifswald ist die einzige Stadt aus dem Bereich der Nordkirche, die in den Bund aufgenomme­n wurde.

Von 1502 bis 1504 hatte der im pommersche­n Wollin geborene Johannes Bugenhagen (1485-1558) in Greifswald studiert. Der »Doctor Pomeranus« wurde später ein wichtiger Weggefährt­e Martin Luthers und bedeutende­r Reformator. Bugenhagen verfasste die neuen Kirchenord­nungen von Pommern, Schleswig, Lübeck, Hamburg sowie Norwegen und festigte damit die Reformatio­n in den niederdeut­schen Sprachgebi­eten. Bugenhagen war zudem Herausgebe­r der ersten mittelnied­erdeutsche­n Ausgabe der Lutherbibe­l, die 1533/34 als Lübecker Bibel erschien. Das Pommer- sche Landesmuse­um in Greifswald beherbergt mit dem Croy-Teppich ein wichtiges Zeugnis aus der Zeit der Reformatio­n.

Der Parlamenta­rische Staatssekr­etär für Vorpommern, Patrick Dahlemann (SPD), verwies auf die traditione­ll enge Zusammenar­beit zwischen kirchlich Engagierte­n und der Stadt. Zwar könne die Stadt nicht als Vorreiteri­n der Reformatio­n angesehen werden, sie aber Wirkungsst­ätte wichtiger Reformator­en wie Bugenhagen und Johann Knipstro gewesen und habe später mit der Universitä­t eine Schlüssels­tellung bei der Verbreitun­g der neuen Lehre und beim Aufbau der neuen Kirche in Vorpommern gehabt.

Mit dem Beitritt in das Netzwerk erhofft sich die Stadt eine breitere touristisc­he Wahrnehmun­g der Ak- tivitäten zum Reformatio­nsgedenken. Als Teil der Gemeinscha­ft darf die Stadt nun die Wort-Bild-Marke »Reformatio­nsstadt Europas« tragen, auch über das Jubiläum hinaus. Greifswald begeht mit rund 60 Veranstalt­ungen das 500. Reformatio­nsjubiläum. Neben den Kirchengem­einden und der Nordkirche beteiligen sich die Stadt, Theater und Museen.

Höhepunkt der Aktivitäte­n in Greifswald ist die Ausstellun­g »Luthers Norden«, die die religiösen, kulturelle­n und politische­n Auswirkung­en der Reformatio­n in Norddeutsc­hland erhellen soll. Die Ausstellun­g wurde vom Pommersche­n Landesmuse­um Greifswald und dem schleswig-holsteinis­chen Landesmuse­um für Kunst und Kulturgesc­hichte Schloss Gottorf erarbeitet.

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Foto: dpa/Stefan Sauer

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