nd.DerTag

Mär vom Gerechtigk­eitswahlka­mpf

Aert van Riel über die Haltung von Martin Schulz zu den Hartz-IV-Sanktionen

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Der von Martin Schulz ausgerufen­e Gerechtigk­eitswahlka­mpf entwickelt sich zur Farce. Denn der Sozialdemo­krat, der im Herbst ins Kanzleramt einziehen will, hat kein Problem damit, dass Erwerbslos­en die ohnehin karge Unterstütz­ung gekürzt werden kann. Obwohl die Sanktionen gegen Hartz-IVEmpfänge­r oft zu Unrecht verhängt werden und zu Verelendun­g führen, meinte Schulz nun, dass sie keine Schikanen seien. Sein Vorhaben, die neoliberal­e Agenda 2010 zu reformiere­n, hat offensicht­lich Grenzen, wenn es um die Belange von Abgehängte­n in dieser Gesellscha­ft geht. Das bedeutet auch, dass Schulz keinen klaren Bruch mit der Politik der Großen Koalition anstrebt. Die Bundesregi­erung hatte erst vor wenigen Monaten die Möglichkei­ten zur Bestrafung der Betroffene­n verschärft, wenn diese angeblich nicht mit den Jobcentern kooperiere­n.

Der designiert­e SPD-Chef stellt sich mit seinen Äußerungen außerdem gegen Beschlüsse von Grünen und LINKEN, wobei erwähnt werden muss, dass die Forderung nach Abschaffun­g der Sanktionen ein Markenkern der letztgenan­nten Partei ist. Ein Kompromiss in dieser Frage wäre eine wichtige Voraussetz­ung für ein rot-rot-grünes Bündnis nach der Bundestags­wahl. Auch viele linke Sozialdemo­kraten würden eine solche Koalition präferiere­n. Es deutet sich aber an, dass Schulz ihre Hoffnungen nicht erfüllen wird.

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