E.on besorgt sich Geld für den Atomausstieg
Geglückte Kapitalerhöhung von 1,35 Milliarden Euro lässt Börsenkurs steigen
Essen. Der Energiekonzern E.on hat mit einer Kapitalerhöhung 1,35 Milliarden Euro zur Finanzierung der Risikoprämie beim Atomausstieg eingenommen. Das teilte das Unternehmen am Donnerstagabend in Essen nach der Platzierung von gut 200 Mil- lionen neuen Aktien mit. Insgesamt muss E.on nach dem Atomkompromiss knapp 10 Milliarden Euro für die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls aus seinen Kraftwerken zahlen – einschließlich eines »Risikozuschlags« von zwei Milliarden. Still- legung und Abriss der AKW bleiben weiter Sache der Konzerne. Das wird Jahrzehnte in Anspruch nehmen.
Mitte des Jahres will E.on die gesamten 10 Milliarden Euro an einen Bundesfonds überweisen. Für 8 Milliarden gibt es Rückstellungen, zur Finanzierung der Risikoprämie hatte der Konzern mehrfach Kapitalmaßnahmen angekündigt. Nach dem 1,35Milliarden-Schritt seien weitere kleinere Maßnahmen zu erwarten, sagte ein Sprecher. Thomas Hechtfischer von der Aktionärsvereinigung DSW begrüßte den Schritt: »Das ist allein schon wegen der niedrigen Eigenkapitalquote notwendig.«
Die Kapitalmaßnahmen sollen das nach der Abspaltung der Kohle-, Erdgas- und Wasserbereiche stark geschrumpfte Eigenkapital von E.on entlasten: Es lag Ende 2016 nur noch bei 1,3 Milliarden Euro, hätte also zur Finanzierung der Risikoprämie nicht ausgereicht. Die Eigenkapitalquote betrug zwei Prozent. Das liege deutlich unter Werten, die die DSW bei anderen Unternehmen als »kritisch« bezeichnet habe, sagte Hechtfischer.
Bei E.on läuft ein Sparprogramm mit dem Abbau von 1300 Stellen und der Konzern will eine Vielzahl kleinerer Beteiligungen verkaufen. Die Kapitalerhöhung bilde den ersten Schritt zur Umsetzung eines 7-Milliarden-Euro-Pakets, mit dem E.on seine Verschuldung auf rund 20 Milli- arden reduzieren wolle, kündigte der künftige Finanzchef Marc Spieker an.
Die 200 Millionen Aktien fanden laut einem Sprecher schnell Abnehmer, der E.on-Kurs stieg am Freitagmorgen an. »Wir haben immer gesagt, dass wir es für angemessen halten, unsere Eigentümer daran (an der Finanzierung des Kernenergieausstiegs) zu beteiligen«, sagte der scheidende Finanzvorstand Michael Sen bei der Jahresbilanz. Schließlich profitierten sie auch vom Wegfall des Endlager-Risikos für E.on.
Am Mittwoch hatte E.on für 2016 einen Rekordverlust von 16 Milliarden Euro präsentiert, der überwiegend auf Abschreibungen auf Kraftwerke zurückgeht. Kassenwirksam waren davon nur die zwei Milliarden Euro für den Atomausstieg. Die Ausstiegsprämie sei »schmerzhaft«, hatte E.on-Chef Johannes Teyssen gesagt. Sie trage aber wesentlich dazu bei, für den Konzern den Weg in die neue Energiewelt frei zu machen.