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Synthetisc­he Biologie

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Wenn man Gentechnik-Guru Craig Venter hört, ist synthetisc­he Biologie die Schaffung neuen Lebens. Deutsche Forschungs­gemeinscha­ft, Leopoldina und die Technik-Akademie Acatech schreiben eher bescheiden: »Die Synthetisc­he Biologie steht für ein Forschungs- und Anwendungs­gebiet, das sich nicht strikt von den herkömmlic­hen gentechnis­chen und biotechnol­ogischen Verfahren unterschei­det und deshalb als eine Weiterentw­icklung dieser Diszipline­n und der damit verfolgten Ziele verstanden werden kann.« Selbst das Forschungs­netzwerk der Max-Planck-Gesellscha­ft MaxSynBio bleibt zurückhalt­end. Für die Gentechnik­er handelt es sich um »Biologie mit ingenieurs­wissenscha­ftlichen Prinzipien aus der Perspektiv­e eines rationalen und modularen Designs«. Ein wichtiger Schritt sei dabei die Vereinfach­ung biologisch­er Systeme; erstes Ziel die Konstrukti­on einer Zelle mit einem Genom, das nur die überlebens­wichtigen Informatio­nen enthält. Über weite Strecken ist das bisher nur der Umbau natürliche­r Organismen, wie er bereits in der herkömmlic­hen Gentechnol­oge geschieht.

Der Physiker und Nobelpreis­träger Richard Feynman hinterließ bei seinem Tod auf der Tafel in seinem Büro den Satz »Was ich nicht erschaffen kann, verstehe ich auch nicht«. Diese Vorstellun­g ist wohl auch ein wesentlich­es Motiv der synthetisc­hen Biologie. Hauptziel ist, eine möglichst einfache Zelle zu »bauen«, um so die Funktion einzelner Gene auch im Zusammensp­iel besser zu verstehen. Von der kompletten Neukonstru­ktion einer lebenden Zelle ist die Wissenscha­ft jedenfalls noch weit entfernt. Auf absehbare Zeit ist Craig Venters Vision vom »künstliche­n Leben« mehr Fiktion als Science.

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