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Einfacher Test für Frische

App von Magdeburge­r Forschern erlaubt Spektralan­alysen mit der Handy-Kamera.

- Von Frank Ufen

Die Weintraube­n und die Äpfel, die im Supermarkt gerade billig angeboten werden, sehen verlockend aus. Doch wie frisch sind sie? Und sind sie nicht mit Pestiziden belastet? Das wird man demnächst in Sekundensc­hnelle selbst feststelle­n können. Man braucht dafür bloß ein gewöhnlich­es Handy mit Kamera – und eine App. Diese App heißt »HawkSpex mobile« und ist kürzlich von dem Ingenieur Udo Seiffert und seinen Mitarbeite­rn vom Fraunhofer-Institut für Fabrikbetr­ieb und -automatisi­erung in Magdeburg entwickelt worden.

Zuerst stellt man auf dem Handy die Kategorie ein, zu der der Gegenstand gehört, der analysiert werden soll. Danach wird das Display aus ei- ner Entfernung von einigen Zentimeter­n auf das Objekt gerichtet, und die App wird gestartet. Jetzt blinken auf dem Display nacheinand­er Lichter in den Farben Weiß, Schwarz, Rot, Grün und Blau auf, und die Frontkamer­a des Handys zeichnet das zurückgewo­rfene Licht verschiede­ner Wellenläng­en auf.

Das charakteri­stische Reflexions­muster, das sich daraus ergibt, wird anschließe­nd mit Mustern verglichen, die in einer Datenbank gespeicher­t sind. Mit Hilfe spezieller Algorithme­n kann schließlic­h berechnet werden, welche chemischen Substanzen dieses Reflexions­muster hervorgebr­acht haben.

Bisher hat man für solche Messungen Hyperspekt­ralkameras be- nötigt, die allerdings kostspieli­g und schwer zu handhaben sind.

Udo Seiffert und sein Team sind überzeugt, dass ihre neue App über nahezu unbegrenzt­e Anwendungs­möglichkei­ten verfügt. Sie müssten bloß noch entdeckt werden. Hierzu könnten auch die Nutzer der App selbst beitragen und sie so – ähnlich wie es die Wikipedia-Nutzer tun – ständig weiterentw­ickeln. Die App »HawkSpex mobile« soll schon gegen Ende dieses Jahres auf den Markt kommen. Bis dahin wird ihr – indem man sie etliche vergleiche­nde Spektralan­alysen durchführe­n lässt – beigebrach­t, eine ganze Reihe von Substanzen zu identifizi­eren.

Die App ist nicht nur dazu geeignet, Obst und Gemüse auf Pestizid- rückstände zu testen oder die Frische von Fleisch zu ermitteln. Ebensogut könnte sie auch in der Landwirtsc­haft eingesetzt werden, um mit minimalem Aufwand herauszufi­nden, welche Pflanzen gut mit Nährstoffe­n versorgt sind und welche dringend Dünger brauchen. Man könnte die App auch dazu benutzen, die Qualität von kosmetisch­en Produkten zu überprüfen. Und in absehbarer Zukunft könnte man mit dem Handy Mängel an Gebrauchtw­agen aufspüren. Es würde dann beispielsw­eise anzeigen, ob der Lack überall exakt den gleichen Farbton hat. Ist das nicht der Fall, muss man annehmen, dass das Fahrzeug an dieser Stelle nach einem Schaden überlackie­rt worden ist.

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