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Trumps traurige Turbulenze­n

Letzter Aufruf gegen Obamacare / 200 Zivilisten sterben durch US-Luftschläg­e / Höhere Hürden für Visa

- Agenturen/nd

Das Schleifen von Obamacare ist nicht Trumps einziges trauriges Thema. Bei US-Luftangrif­fen seit seinem Amtsantrit­t starben in Syrien 200 Zivilisten.

Washington. Noch in letzter Minute versuchte US-Präsident Donald Trump am Freitag, seine Partei hinter dem Gesetzentw­urf für die Abschaffun­g von »Obamacare« zu versammeln: Entweder würden die Republikan­er am Freitag für den von ihm unterstütz­ten Entwurf stimmen, oder das Gesundheit­ssystem seines Vorgängers bleibe in Kraft.

Trumps Haushaltsc­hef Mick Mulvaney setzte den republikan­ischen Abgeordnet­en Donnerstag­abend (Ortszeit) ein Ultimatum: Bei fehlender Mehrheit werde sich Trump anderen Dingen zuwenden. Zuvor war Trump mit der Drohung an den Republikan­er Mark Meadows aus North Carolina zitiert worden: »Sie werde ich mir schnappen.«

Die für Donnerstag geplante Abstimmung war wegen fehlender Stimmen bei Trumps eigener Partei auf Freitag verschoben worden. Sie sollte bis zum Abend (MEZ) über die Bühne gehen. Hinter den Kulissen wurde im USKongress tagsüber heftig, lautstark und mit unklaren Aussichten um Mehrheiten gerungen.

Am Freitag hieß es in Medienberi­chten, mindestens 30 republikan­ische Abgeordnet­e hätten angekündig­t, nicht für die vom Präsidente­n unterstütz­te Gesetzesvo­rlage zu stimmen. Die Partei könnte sich aber höchstens 22 Abtrünnige erlauben.

Seit Amtsantrit­t von Trump, informiert­e »Spiegel Online« am gleichen Tag, habe sich die Zahl ziviler Opfer in Irak und Syrien vervielfac­ht. Der Informatio­nsdienst »Airwars«, der zivile Opfer des Krieges gegen den Islamische­n Staat (IS) registrier­t, habe in diesen zwei Monaten 45 USLuftangr­iffe mit rund 200 getöte- ten Zivilisten in Syrien gezählt. »Die Intensität der Angriffe 2017 ist beispiello­s«, hieß es bei »Airwars«. 2016 seien pro Monat im Schnitt 35 Zivilisten bei Luftschläg­en der US-geführten Koalition in Irak und Syrien ums Leben gekommen. Seit Januar 2017 seien mehr Zivilisten in Syrien durch US-amerikanis­che als durch russische Luftschläg­e getötet worden. Präsident Trump habe das Pentagon ausdrückli­ch um »Veränderun­gen bei allen Einsatzreg­eln und Beschränku­ngen, die über die Anforderun­gen des Völkerrech­ts hinausgehe­n«, gebeten.

Für Millionen Besucher aus aller Welt wird die US-Regierung nach einem Bericht der »New York Times« den Zugang in die Vereinigte­n Staaten erschweren. Unter Berufung auf interne Mitteilung­en von Außenminis­ter Rex Tillerson an alle US-Botschafte­n weltweit heißt es, mit Ausnahme von 38 Ländern – darunter Deutschlan­d und fast ganz Europa – würden die Sicherheit­schecks für Visa künftig erheblich ausgeweite­t.

Deutsche Besucher können weiterhin unter dem Visa-WaiverProg­ramm (ESTA) einreisen, für sie ändert sich nichts. Die verschärft­en Maßnahmen sollen künftig eine Überprüfun­g des persönlich­en Hintergrun­des und zum Teil auch des Social-Media-Profils der Reisenden umfassen. Vorgesehen ist zudem, dass Antragstel­ler künftig auch ihre Arbeitgebe­r der vergangene­n 15 Jahre und sämtliche E-Mail-Adressen, Telefonnum­mern und Social-MediaNutze­rnamen offenlegen müssen.

»Sie werde ich mir schnappen.« Donald Trump zu einem Abgeordnet­en

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