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Geld für »Zähne ausschlage­n«

Rechtsextr­eme »Gruppe Freital« bedroht geständige­n 19-Jährigen

- Dpa/nd

Dresden. Im Terrorproz­ess gegen die rechtsextr­eme »Gruppe Freital« wird der geständige 19-jährige Justin S. von Mitangekla­gten offensicht­lich unter Druck gesetzt. Wie aus einer von seinem Verteidige­r am Freitag vor dem Oberlandes­gericht Dresden verlesenen E-Mail der JVA Zwickau hervorgeht, soll der mutmaßlich­e Rädelsführ­er der Gruppe ihn bedrohen. Demnach habe Timo S. (28) Geld dafür geboten, »dass Justin S. die Zähne ausgeschla­gen werden«. Der 19-Jährige hatte sich zu Prozessbeg­inn als bislang einziger der acht Angeklagte­n zu den Vorwürfen geäußert und die anderen Beschuldig­ten schwer belastet.

Der Leiter der JVA Zwickau gab in der E-Mail an, die Informatio­nen von der Justizvoll­zugsanstal­t Dresden erhalten zu haben, in der Timo S. in U-Haft sitzt. Der ebenfalls dort einsitzend­e Angeklagte Mike S. (38) habe einem Wachmann von dem Vorhaben berichtet. Belege, dass Timo S. einen entspreche­nden Auftrag erteilt hat, gibt es demnach aber nicht. Der Anwalt von Mike S. sagte, sein Mandant habe nie einen solchen Hinweis gegeben.

In Zwickau seien die Haftbeding­ungen des 19-Jährigen überprüft worden, schrieb der Anstaltsle­iter. Hinweise auf eine Gefährdung durch andere Gefangene seien nicht gefunden worden. Sein Mandant habe dennoch »tatsächlic­h Angst, dass ihm körperlich etwas passiert«, sagte der Anwalt von Justin S. Die Eltern des 19-Jährigen »reden schon von einer Morddrohun­g« und seien ebenfalls völlig verängstig­t.

Am sechsten Verhandlun­gstag waren erstmals Zeugen aus dem Umfeld der Gruppe geladen, darunter ein NPD-Funktionär aus Freital, dem die Bundesanwa­ltschaft in einem gesonderte­n Ermittlung­sverfahren ebenfalls Mitgliedsc­haft in einer terroristi­schen Vereinigun­g vorwirft.

Unterdesse­n dürfte der Prozess länger dauern. Der Vorsitzend­e Richter Thomas Fresemann kündigte an, weitere Termine bis Jahresende anzusetzen. Die Bundesanwa­ltschaft wirft den acht Angeklagte­n u. a. die Bildung einer terroristi­schen Vereinigun­g und versuchten Mord vor. Sie sollen 2015 fünf Sprengstof­fanschläge auf Flüchtling­e und politische Gegner in Freital und Dresden verübt haben, um ein Klima der Angst und Repression zu schaffen.

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